Reisebericht Delta-Tour

11.05. – 24.05.2019

1. Tag

Der Wecker klingelte schon mitten in der Nacht, da uns der Minibus um 5 Uhr nach Kairo fahren sollte, wo wir 10 Stunden später unsere Gäste aus Deutschland in Empfang nehmen konnten. Die Fahrt durch die Wüste war wieder immer sehr beruhigend. Teilweise sah es aus, als hätte es mitten in der Wüste geschneit.

Unterwegs sahen wir auch viele Autos, die ursprünglich ein deutsches Kennzeichnen trugen. Ein Kennzeichen musste ich unbedingt fotografieren, da ich aus dem Kreis Mettmann komme und ich das erste Mal in Ägypten ein ME-Kennzeichen gesehen habe.

Nach der freudigen Begrüßung ging es für eine Nacht in unser Stammhotel in Kairo, wo alle bis zum Abendessen noch ein wenig relaxen konnten, wir hatten schließlich alle eine lange Anreise hinter uns. Nach dem Abendessen trafen wir uns noch mit dem Tourguide, der uns die nächsten Tage begleiten sollte, um das Programm durchzusprechen. Danach saßen wir noch ein bisschen im Hotelgarten zusammen, bevor wir todmüde ins Bett fielen.

2. Tag

Auf dem Weg ins Wadi El Natrun kamen wir noch an den Pyramiden vorbei und an dem neuen Museum (GEM), welches Ende 2020 zumindest teilweise eröffnet werden soll.

Im Wadi El Natrun standen 2 Klöster auf dem Programm. Zunächst besichtigten wir das Kloster vom Heiligen Bishoy.

Ein Mönch führte uns durch das Kloster und erzählte deren Geschichte. Das Kloster wurde im 4. Jahrhundert gegründet und besteht aus 5 Kirchen. Interaktives Agieren wurde zeitweise von uns gefordert. Der Mönch forderte uns auf, die Heilige Jungfrau Maria auf Koptisch zu begrüßen, bis die Begrüßung saß, haben wir den Satz mehrfach üben müssen und am Ende streckte er mir eine Triangel entgegen, damit ich ihm bei einem Lied musikalisch unterstützen konnte. Er zeigte uns auch noch eine Bibel, die auf koptisch und arabisch verfasst wurde. Anschließend führte uns der Mönch noch in einen Trakt, wo alte Gegenstände des Klosters aufbewahrt wurden. U.a. zeigte er uns ein Schloss mit 3 verschiedenen „Schlüsseln“ und wir sollten erraten, mit welchem „Schlüssel“ man das Schloss öffnen könnte. Ich fand zwar den richtigen Schlüssel heraus, allerdings musste das Schloss auf eine andere, als von mir erahnten Weise, geöffnet werden.

Am Ende der Besichtigungstour wurden wir noch in die neue Kathedrale geführt, wo die Decke mit wundervollen Malereien versehen war.

In unmittelbarer Nähe zum Bishoy Kloster befindet sich auch das Kloster Deir el Suryan (Kloster der Syrer). Dieses Kloster wurde ursprünglich im 6. Jahrhundert gegründet und später zerstört. 2 Jahrhunderte später wurde es von einem reichen syrischen Kaufmann neu gegründet. Der Name des Klosters geht auf diesen Kaufmann und den syrischen Mönchen zurück, die Einzug in das Kloster hielten.

Im Kloster wurden bei einer Restaurierung erst vor kurzer Zeit Fresken gefunden, die bis zu diesem Zeitpunkt unter dem Putz verborgen waren.

In der Kapelle findet man heute noch schöne farbige Fresken.

Im Klostergarten gab es eine nachgestellte biblische Szene.

Mehr stand heute an Besichtigungen nicht an, aber wir hatten ja noch eine längere Fahrt vor uns. Wir musste noch bis nach Marsa Matrouh an die Mittelmeerküste fahren.

Für ein Bad am Abend war es uns dann doch ein wenig zu kühl, aber zumindest haben wir noch einen kurzen Strandspaziergang unternommen.

3. Tag

Wenn man schon in Marsa Matrouh ist, darf ein Besuch des Bades der Kleopatra selbstverständlich nicht fehlen. Man munkelt, dass sich an dieser Stelle Kleopatra mit Marc Antonius verlustigt haben soll. Als ich 2002 dort war, konnte man noch auf einem schmalen Weg dorthin gelangen. Zwischenzeitlich wurde dort eine Büste von Kleopatra aufgestellt und es werden aktuell gepflasterte Wege angelegt. Offensichtlich wird hier eine neue Touristenattraktion geplant.

Nach diesem kurzen Stopp und einer kleinen Wanderung über die Dünen, um zu dem Bad der Kleopatra zu gelangen, ging es weiter nach Zawiyat Umm el Racham. Um die Überreste des Ramses II-Tempels zu finden, mussten wir mehrere Personen nach der richtigen Stelle fragen. Man merkt schon, dass die Ägypter sich nicht wirklich für die antiken Stätten interessieren. Da können sie 5 m von der gesuchten Stätte stehen und können uns dennoch nicht den Weg weisen.

Irgendwann wurden wir dann trotzdem fündig und inspizierten die Überreste des Tempels. Viel ist in der Tat nicht übriggeblieben, aber es machte uns riesig Spaß, Überbleibsel aus der Zeit zu suchen und wir wurden auch fündig.

Scherben lagen auf dem Gebiet auch herum und was mich besonders faszinierte, war offensichtlich ein Modell eines Hauses. Man konnte noch die Treppe zum Dach gut erkennen.

Nachdem wir das kleine Highlight des Tages hinter uns gelassen haben, ging es weiter nach El Alamein. Hier fanden im 2 Weltkrieg zwei Schlachten statt. Die deutschen und italienischen Truppen wurden durch die Briten, die sich Hilfe aus Südafrika, Indien, Griechenland, Australien und Neuseeland geholt hatten, geschlagen.

Wir besichtigten die italienische Gedenkstätte, die überaus faszinierend war. Im Inneren der Gedenkstätte konnte man unzählige Marmorplatten an den Wänden vorfinden, wo die gefallenen italienischen Soldaten ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Im Kondolenzbuch haben wir uns dann noch verewigt.

Unser letzter Besichtigungspunkt war die Klosteranlage von Abu Mena, wobei uns das neuzeitliche Kloster weniger interessierte; wir waren mehr an die antike Pilgerstätte interessiert. Die Ruinen wurden von einer Handvoll deutscher Schäferhunde bewacht, die tagsüber in kleinen Zwingern gehalten wurden.

Zunächst besichtigten wir die große Basilika, wo einige Ikone ausgestellt waren.

Anschließend gingen wir über die Ruinen und sahen auch die Krypta der Gruftkirche, die heute nicht mehr besichtigt werden kann, da sie komplett mit Grundwasser vollgelaufen ist.

An einigen Stellen kann man auch noch Reliefs ausmachen:

Nun konnten wir die Fahrt nach Alexandria genießen, wo unser Quartier bereits auf uns wartete.

Abends haben wir nach dem Fastenbrechen noch den Strandabschnitt an der Stanley-Brigde besucht, wo die muslimische Bevölkerung scharenweise das Ende des Ramadantages feierten. Tütenweise Essen und Trinken wurde herangeschleppt, um gemeinsam das Fastenbrechen zu zelebrieren.

Es herrschte eine besondere Atmosphäre.

4. Tag

Wir starteten heute unser Besichtigungsmarathon mit den Katakomben von Kom el-Schufka. Die Katakomben wurden im 1. und 2. Jahrhundert nach Christus für Bestattungen genutzt. Die Katakomben erstrecken sich über 3 Etagen und sie sind eine Mischung aus ägyptischen Grabanlagen und römischen Katakomben. Viele ägyptische Motive kann man in den Katakomben wiedererkennen, allerdings sind sie viel plumper in der Ausführung, als zur Hochzeit der ägyptischen Kultur. In den Katakomben selbst war das Fotografieren untersagt. Aber draußen war es erlaubt ein paar Fotos zu machen.

Zwei Gräber, die sich oberirdisch befanden, waren von dem Fotoverbot auch ausgenommen:

Tigran Grab

Selvago Grab

Unser Programm führte uns dann zum Serapeum und zur Pompeius-Säule, die sich mitten in einem Wohngebiet befanden. Auch hier hat sich seit meinem letzten Besuch im Jahre 2002 einiges geändert. Mittlerweile hat man noch ein kleines open-air-Museum errichtet, wo man Fragmente von Säulen, Statuen etc. sehen kann.

Auf dem Gelände gibt es auch eine unterirdische Bibliothek. Als wir uns so die Bibliothek ansahen, hatten wir direkt die Katakomben von Kom el-Schukfa vor Augen. Hier wurden nur nicht Menschen „bestattet“, sondern Bücher, zumindest sah dies auf den ersten Blick so aus. Die Bibliothek wurde im Jahre 391 nach Christus geplündert.

Im Serapeum kann man heute noch eine Nachbildung des Apis-Stiers sehen.

Auf dem Weg zur nächsten Station kamen wir an der Zitadelle von Alexandria mehr oder weniger vorbei, so dass wir am Qait Bey stoppten, um zumindest von außen ein paar Fotos zu machen.

Die Festung liegt auf einer Landzunge und wurde im 15. Jahrhundert errichtet. Ein Erdbeben zerstörte das Fort, es wurde durch Mohammed Ali wieder aufgebaut. Um den Bau und auch Alexandria im Winter vor den hohen Wellen des Mittelmeeres zu schützen, wurden riesengroße Betonteile gegossen, die man auch an anderen Stellen Alexandrias zu sehen bekommt.

Die bedeutendste Moschee Alexandrias durfte natürlich nicht im Programm fehlen. Aufgrund des Mittagsgebetes konnten wir die Abu Abbas el-Mursi Moschee nicht von innen besichtigen, aber man konnte schon von außen erahnen, wie prachtvoll die Moschee sein muss.

Die Moschee ist noch relativ neu und wurde erst 1945 fertiggestellt und nach einem Heiligen aus Südspanien benannt.

Auch rechts von der Mursi-Moschee war eine schön verzierte Moschee zu sehen. Ob es sich bei der Moschee um die Ibrahim-Terbana-Moschee handelt, weiß ich leider nicht gesichert.

Direkt nach der Moschee ging es zum Amphitheather Kom el-Dik. Das Theater aus dem 3. und 4. Jahrhundert wurde erst in den 60-igern Jahren wiederentdeckt, als ein altes Militärfort abgerissen wurde. Es wurde nicht nur das Theater ausgegraben, sondern auch Thermen und ebenfalls Überreste eine Villa.

Zum Schluss hatten wir nur noch das Nationalmuseum von Alexandria auf dem Plan. Ein Museum, welches man sich ansehen sollte, wenn man in Alexandria ist. Schon im Garten kann man ein paar Exponate besichtigen. Das Museum wurde erst 2003 eröffnet. Im Erdgeschoss befinden sich Exponate, die man bei Unterwassergrabungen gefunden hat. Artefakte aus der Pharaonenzeit befinden sich im Untergeschoss. Im 1. OG findet man islamische und koptische Kunst. An vielen Stellen gibt es an den Wänden zusätzliche Informationen zu verschiedenen Themenbereichen.

Ein langer Besichtigungstag neigt sich dem Ende zu.

 5. Tag

Den heutigen Tag begannen wir mit den Gräbern von Anfushi. Im Palastgarten von Ras-el-Tin wurde vor ca. 100 Jahren elf Felsengräber aus der ptolemäischen Zeit (2. und 3. Jh. vor Christus) entdeckt. Leider konnte man diese Gräber nicht besichtigen. Zu besichtigen waren jedoch Gräber in der Nekropole, die sich südlich des Palastes befanden.

Nachdem wir die Nekropole von Anfushi verlassen haben, wendeten wir uns der nächsten Nekropole zu, und zwar die von Mustafa Kamal.

Vor einem Grab konnte man noch einen Steinblock aus der Pharaonenzeit sehen.

Das Grab, welches wir besichtigen konnte, wies ein paar farbige Malereien auf. Und man konnte feststellen, dass dort die Verstorbenen, wie in den Katakomben bestattet wurden. Ein Grab nach dem anderen wurde dort in den Felsen herausgearbeitet. Nach der Bestattung wurden die Gräber wieder verschlossen.

Derzeit werden in der Nekropole Reinigungsarbeiten durchgeführt. Eine Mitarbeiterin erlaubte uns, dass wir sie während der mühsamen Arbeit fotografieren.

Das zweite Grab hätte man fast übersehen. Man konnte von oben lediglich ein paar Säulenbasen sehen. Das Grab selbst war relativ unspektakulär.

Nach einem kurzen Spaziergang durch den kleinen Garten mit ein paar Ausstellungsstücken, haben wir Mustafa Kamal wieder verlassen

Für die Männer war das nächste Museum sicherlich nicht sooooo interessant, aber wir Frauen haben es bestimmt genossen. Wir haben uns das Juweliermuseum im Palast der ägyptischen Königsfamilie angesehen. Das Museum befindet sich in einer Villa mit Holzböden, deshalb durften wir auch nicht mit Straßenschuhen den Palast betreten, sondern mussten Schuhüberzieher tragen.

Die Fenster weisen zum Teil für ein muslimisches Land recht frivole Motive auf. 3 Fenster haben mich irgendwie an die Zeit von Sissi und Franz erinnert

Ein paar der interessantesten bzw. schönsten Juwelen etc. werde ich an dieser Stelle zeigen.

Da man ja nicht immer nur auf den Spuren der Vergangenheit wandeln kann, habe ich den Montazah Park als kleine Erholung eingeplant.

Zunächst haben wir uns den Montazah Palast von außen angesehen und sind dort ein wenig im Park herumspaziert.

Anschließend sind wir zu einer anderen Stelle des Parks gefahren, wo wir den Hafen sehen konnten und den Leuchtturm. Das war Erholung pur.

Auf dem Rückweg ins Hotel haben wir noch einen kurzen Stopp in Abu Qir eingelegt. Dort gibt es insgesamt 4 Festungen, aber leider befindet sich der überwiegende Teil auf Militärgelände, so dass wir diese nicht besichtigen konnten. Wir haben dann unser Glück mit der Es-Sab’a-Festung versucht. Es war schon sehr schwierig, die Überreste der Festung zu finden. Auch hier mussten wir unzählige Male nach der Festung fragen, aber irgendwie wusste niemand, wo wir hinfahren mussten. Letztendlich haben wir die Überreste gefunden, allerdings hat uns auch das Militär gefunden und uns mit freundlichen Gesten aufgefordert, das Gelände zu verlassen, andernfalls würden wir im Kalabusch landen. Naja, die ägyptische Gastfreundschaft im Gefängnis wollte von uns niemand testen, also trollten wir uns ganz schnell wieder.

Von den Kanonen und einer Festungsmauer habe ich vor dem Platzverweis noch ein paar Fotos machen können.

Damit haben wir dann den Besichtigungstag ausklingen lassen und fuhren wieder zurück nach Alexandria.

 6. Tag

Heute hatten wir nur einen Besichtigungspunkt, und zwar die Bibliothek von Alexandria, die 2002 erst eröffnet wurde. Das Gebäude stellt eine Sonnenscheibe dar und außen an den Wänden sind alle Schriftzeichen der Welt in irgendeiner Form verewigt worden.

Innen in der Bibliothek gibt es 7 Etagen. 2000 Leseplätze sind dort vorhanden. Die Regale bieten für 8 Millionen Bücher Platz.  Man kann dort an den Regalen entlangschreiten, die nach Themen sortiert sind. Es gibt dort auch ein paar Tausend deutschsprachige Bücher. Auf einer Ebene wurden auch alte Druckereimaschine etc. ausgestellt.

In der Bibliothek sind auch vier Museen zu Hause. 2 Museen konnte man mit der normalen Eintrittskarte der Bibliothek besichtigen (ein Museum über die Stadt Alexandria, ein Museum über den Film „The Mummy“. Kostenpflichtig waren das Antikmuseum, von dem ich mir ehrlicherweise etwas mehr versprochen hätte und das Manuskript-Museum, welches uns allen sehr gefallen hat. Dort wurden Bücher aus Papyrus, Bücher wie die Bibel, die Thora, der Koran etc. ausgestellt. Sehr eindrucksvoll war ein Koran, der bereits 1.100 Jahre alt war. Leider durfte man dort nicht fotografieren, ein Fototicket gab es nicht.

 7. Tag

Rosetta oder auf Arabisch Raschid sollte heute von uns heimgesucht werden. Schon recht früh sind wir gestartet. Bereits der Weg nach Rosetta gefiel mir, da wir wieder viel von Land und Leute zu sehen bekamen. Überall wurden die Ernten eingefahren und man konnte bei der Weizenernte etc. zu sehen. Auch die Bewässerung der Felder war überall präsent.

In Rosetta haben wir uns als erstes das Rosetta National Museum angesehen, welches erst 2009 eröffnet wurde. Das Museum ist in einem der osmanischen Häuser des Ortes untergebracht und trägt normalerweise den Namen Beit Killy. Das Wohnhaus aus der Osmanenzeit (18. Jahrhundert) gehörte dem Gouverneur der Region. Man kann dort u.a. die Wohnräume besichtigen und ein paar Exponate rund um den Stein von Rosetta wurden auch aufgestellt. Der Stein von Rosetta ist lediglich als Replik zu sehen, da das Original sich im British Museum befindet. Eine Büste von Jean-Francois Champollion darf selbstverständlich nicht fehlen, da es ihm gelungen ist, mit dem Stein von Rosetta die Hieroglyphen zu entziffern.

Ansonsten kann man noch Uniformen, Urkunden, Waffen etc. sehen. Eindrucksvoller waren dann die Wohnräume und die Maschrabiyen (hölzerne Ziergitter, damit die Damen des Hauses das Geschehen auf der Straße verfolgen konnten, ohne selber gesehen zu werden).

Anschließend wollten wir uns noch ein paar der osmanischen Häuser des Ortes ansehen, die von außen schon sehr schön anzusehen waren. Der Weg führte uns quer durch den Souk, der aufgrund des Ramadans so früh am Tage kaum besucht war.

Unser Begleiter, der uns vom Museum zu der Mühle führte, entpuppte sich nach einiger Zeit als bewaffneter Polizist in Räuberzivil.

Die Eintrittskarten für die osmanischen Häuser erhält man im Beit Amasyali-Haus, welches wir nicht besichtigen konnten. Öffentlich zugänglich war leider nur die Mühle (Abu Schahin). Die Mühle stammt aus dem 19. Jahrhundert; die Mühlsteine wurden von Pferden bewegt. Die Ställe befinden sich unmittelbar hinter der Mühle.

Nicht fehlten dufte natürlich der Fundort des Steins von Rosetta. Dieser wurde in der Burg Raschid (Qait Bey) gefunden. Die Festung wurde 1479 vom letzten Sultan der Mamluken-Dynastie errichtet. Langsam aber sicher verrottet die Festung durch das steigende Grundwasser. Deutliche Spuren waren am Gemäuer sichtbar. In einem Raum konnte man Kanonenkugeln liegen sehen. Sehr dekadent, da diese aus Rosengranit aus Assuan waren.

Bei unserem Rundgang fanden wir noch 4 Steine mit Hieroglyphen. Diese fanden den Weg in die Festung sicherlich durch Steinraub, alles wurde seinerzeit wiederverwertet. Ein Stein war im Gehweg eingefügt worden und einer wurde zur Treppenstufe umfunktioniert.

Auf dem Weg nach Abusir haben wir noch kurz an der Moschee Abou Mandour gehalten, da sie von außen sehr ansprechend aussah.

In Rosetta konnte man auf dem Weg auch viele Fischfangbecken sehen. Offenbar ist dort der Nil noch sehr fischreich. Der frische Fisch wurde direkt an der Straße zum Verkauf angeboten.

Nachdem unser Fahrer und unser fähiger Tourguide auf dem Weg von Marsa Matrouh nach Alexandria Abusir nicht gefunden haben, haben wir heute einen erneuten Versucht gestartet. Was soll ich sagen, wir waren nach gefühlten 1000 Fragen am Straßenrand fündig geworden. Offiziell ist  Abusir für Touristen nicht zugänglich, da aktuell Ausgrabungen erfolgen. Aber man hat uns freundlicherweise aufs Gelände gelassen und so tobten wir uns mal wieder ein wenig aus.

Scherben haben wir in Abusir auch wieder ein paar gefunden.

Die letzte Nacht werden wir in Alexandria verbringen, also mussten noch schnell ein paar Fotos von der Corniche gemacht werden.

 8. Tag

Es stand uns ein längerer Rückweg nach Kairo bevor, aber so ganz ohne Besichtigungen wollten wir den Tag nicht beschließen, also haben wir uns kurzerhand entschlossen, einen Abstecher nach Sakkara zu machen. Dort besichtigten wir zunächst die Teti Pyramide von innen und die Mastaba des Kagemni. Die Stufenpyramide, die Imhotep für den Pharao Djoser errichtet hat, durfte natürlich auch nicht fehlen. Anschließend gingen wir von der Unas-Pyramide den Aufweg runter zum Ausgang, um noch das Imhotep-Museum zu besichtigen.

Das Museum ist zwar sehr klein, aber fein. Dort hat man einen Raum dem Ägyptologen Jean-Philippe Lauer gewidmet, der nahezu sein komplettes Leben in Sakkara verbracht hat, um dort Ausgrabungen durchzuführen. Wenn ich es noch richtig in Erinnerung habe, hat er insgesamt 75 Jahre seines Lebens dort verbracht.

9. Tag

Das Museum in Zagazig mussten wir von unserer Liste streichen, da derzeit Prüfungen in Ägypten stattfanden, so dass das Museum geschlossen war, um die Prüfungen nicht zu stören. Kurzentschlossen sind wir dann nach Bubastis (Tell Basta) gefahren, um uns dort das Freilichtmuseum, das freie Feld mit Säulen- und Statuenfragmenten und das Museum, welches 2015 bei meinem letzten Besuch noch nicht eröffnet war, zu besichtigen. Bubastis war der Kultort der Göttin Bastet, die in Gestalt einer Katze dargestellt wird. Aktuell graben die Deutschen auf dem Areal. 1990 startete Dr. Tietze von der Uni Potsdam mit den Ausgrabungen. Ein bedeutender Fund stellt eine große Statue einer Tochter Ramses II dar.

Den Anfang machte das Freilichtmuseum. Man hat dort in einem kleinen Garten ein paar Statuen etc. aufgestellt.

Man darf sich bei der Besichtigung nicht wundern, wenn man ununterbrochen „unter Beschuss“ genommen wird. Auf dem Gelände neben dem Freilichtmuseum befindet sich eine Kaserne, wo der Schießstand direkt angrenzt und die ägyptischen Soldaten munter Schießübungen vollführen.

Nachdem wir mit dem Freilichtmuseum fertig waren, ging es ins freie Feld. Hier macht es unheimlich viel Spaß, herumzustreifen, um nach Hieroglyphen, Reliefs etc. zu suchen. Man stiefelt zwischen hohem Schilfgras herum, festes Schuhwerk ist von Vorteil.

Um der heißen Sonne zu entkommen, sind wir ins kühlere Museum geflüchtet. Leider kommen dort nicht allzu viele Besucher hin, so dass man nicht über genügend Geld für Strom verfügte, wie man uns erklärte. Teilweise lag das Museum im Dunkeln und Mitreisende wurden als „Beleuchter“ missbraucht. Aber das Museum kann sich im Großen und Ganzen sehen lassen. Es ist zwar klein, verfügt aber über ein paar schöne Artefakte.

 10. Tag

Am heutigen Tage saßen wir mehr im Bus, als dass wir Besichtigungen durchgeführt hatten. Unsere erste Station sollte Port Said sein. Eigentlich wollten wir dort das National Museum besichtigen, bereits im Vorfeld fand ich keine Informationen über Eintrittspreise etc., so dass ich bereits die Befürchtung hatte, dass wir vor verschlossenen Türen stehen könnten. Vor Ort bekamen wir dann die Information, dass das Museum abgerissen wurde, so blieb uns nichts anderes übrig, als uns mit dem Hafen von Port Said zu begnügen, um uns die Füße ein wenig zu vertreten.

Entlang der Corniche haben wir einige schöne, allerdings ziemlich baufällige Gebäude gesehen. Schade, dass man diese so verfallen lässt.

Das Suez-Kanal-Verwaltungsgebäude gehört zu einer der Sehenswürdigkeiten, die man in Port Said gesehen haben muss.

Auf kurze Teilstrecken innerhalb der Stadt wurden wir von einem Polizeiwagen begleitet, aber irgendwie verlor er im Stadtbetrieb mehrfach unsere Spur.

Aufgrund des Ramadans machen die Sehenswürdigkeiten in Ägypten früher zu, als normal, so dass wir uns sputen mussten, da wir noch nach Ismailia ins Museum wollten und bis nach Ismailia war es noch eine ganz schöne Strecke. In Ismailia ging dann wieder das Suchspiel von vorne los. Niemand konnte uns sagen, wo sich das Museum oder die Straße des Museums befinden soll. Wir wurden in alle 4 Himmelsrichtungen geschickt. Irgendwie haben die Ägypter die Angewohnheit, wenn sie auch nicht wissen, wo das gesuchte Gebäude liegt, einen den Weg zu weisen, auch wenn diese Angabe totaler Mumpitz ist. Der Uhrzeiger tickte immer lauter, die Zeit lief uns mehr und mehr davon.

Aber wir schafften es rechtzeitig, das Museum dort zu erreichen und hatten eine knappe Stunde Zeit, bevor das Museum offiziell schloss. Gut, dass das Museum dort nicht so groß ist, so dass wir mit der Zeit gerade so hinkamen.

Die Museumsausstellung wurde u.a. von Dr. Brandl zusammen mit ägyptischen Kollegen hergerichtet. Dr. Brandl durfte ich vor ein paar Jahren einmal persönlich auf einem 3-tägigen Seminar in Beilngries kennenlernen, wo er uns von seiner Arbeit in den Museen im Delta erzählte. Dies war für mich auch ausschlaggebend, einmal eine Tour ins Delta zu den dortigen Museen zusammenzustellen und habe sie dieses Jahr entsprechend umgesetzt.

Wirklich groß ist das Museum nicht. Schön finde ich den Museumsgarten, wo ein paar der Artefakte ausgestellt sind.

Innen gab es ein Potpourri verschiedener Epochen, die bei der Erbauung des Suez-Kanals gefunden wurden. Wie drückte sich unser Tourguide so schön aus, das Museum sei Kartoffelsalat – alles durcheinander.

Fotos zu fertigen war mehr als schwierig, da das Museum über viele hohe Fenster verfügt, so dass sich das Licht in den Vitrinen spiegelte.

In einem kleinen Nebenraum befand sich eine Mumie und Grabbeigaben. Da der Raum im Dunkeln lag, konnte man die ausgestellten Artefakte viel besser fotografieren, als die in den anderen Ausstellungsräumen.

 11. Tag

Auf der heutigen Fahrt nach Tanis hatten wir unseren persönlichen Security man an Bord. Er stieg bereits im Hotel zu uns in den Bus und erinnerte mich Frisur technisch an Kojak und ansonsten an die Blues Brothers mit einer Uzi.

Die Fahrt nach Tanis war für mich persönlich ein Highlight, da ich die Überlandfahrten einfach mag; man sieht so viel von Land und Leuten und dies genieße ich schlicht und ergreifend. Viele Fotos habe ich unterwegs vom Landleben gemacht.

Eine Kategorie könnte ich Nutzfahrzeuge nennen:

Weiterhin Verkaufsläden bzw. -ständen

Es geht mit der Feldarbeit weiter

Nach 4 Stunden Fahrt kamen wir endlich am Ziel an, wo wir pünktlich zum Mittagsgebet eintrafen, so dass der Schlüsselwärter des dort zu besichtigen Grabes zunächst beten gehen wollte. Kein Problem für uns, wir haben die Zeit überbrückt und uns schon einmal auf dem Gelände umgetan. Es gibt dort ja viel zu sehen.

Tanis ist die Hauptstadt der 21. Dynastie. Zuvor war Pi-Ramesse Hauptstadt, die ca. 30 km von Tanis entfernt liegt. Man geht heute davon aus, dass man Pi-Ramesse bewusst „abgetragen“ hat, um die Gebäude in Tanis wieder aufzubauen. Mehrere Tempelüberreste befinden sich auf dem großen Gelände.

Als der Wächter vom Beten zurückkam, konnten wir das verschlossene Grab Psusennes I. besichtigen. Fotos hätten wir gegen 500 LE fertigen können, aber dies stand in keinerlei Verhältnis zu dem, was man hätte fotografieren können, da ich das Grab bereits aus der Vergangenheit kannte. Erst hatte ich überlegt, ein paar Fotos von 2015 „einzuschmuggeln“, habe mich aber schlussendlich dagegen entschieden und bleibe fototechnisch authentisch.

Allerdings konnte ich das Grab  des Scheschonq II von oben fotografieren. Da die Reliefs ziemlich weit unten waren, schaffte es meine Kamera nicht, diese gut aufzunehmen.

Bei über 40° Grad war es am Ende eine Quälerei, über das freie Feld in der Mittagshitze herumzulaufen und wir waren froh, als wir uns wieder in den klimatisierten Bus setzen konnte, um nach Kairo zurückzufahren.

Auf dem Weg habe ich wieder unzählige Fotos gemacht, aber da werde ich jetzt niemanden mehr mit quälen.

 12. Tag

Nachdem wir alles, was wichtig für uns war, abgeklappert hatten, konnten wir uns heute auf dem Gizeh-Plateau umtun. Um möglichst viel sehen zu können, haben wir das Kombi-Ticket gelöst und so konnte die Gruppe zum einen die große Pyramide des Cheops von innen besichtigen, ebenfalls das Bootsmuseum und das gesamte Areal des Plateaus. Es war nicht wirklich ein Vergnügen, bei 43° Grad auf dem Plateau herumzulaufen, ohne auch nur ein Fitzelchen Schatten vorzufinden. Die Wasservorräte waren schnell aufgebraucht. Der überwiegende Teil der Gruppe kannte das Gizeh-Plateau schon in- und auswendig und wir warteten brav, um endlich in einen uns unbekannten Teil des Areals zu kommen, und zwar wurde endlich der Arbeiterfriedhof der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Ein Eintrittsticket kostete mal eben LE 400 und am Ende waren wir alle maßlos enttäuscht. Mit dem Zusatzticket konnten wir gerade mal 2 nicht wirklich spektakuläre Gräber der Arbeiter ansehen. Das stand in keinerlei Verhältnis zu dem Kombiticket, wo man bedeutend mehr besichtigen konnte. Ein weiteres Mal werde ich dort sicherlich nicht aufschlagen, dafür ist mir das Geld zu schade.

Zusammenfassend hier ein paar Fotos von dem Pyramidentag.

13. Tag

Zunächst wurde das ägyptische Museum besichtigt und anschließend wollten wir ein wenig auf dem großen Souk „Khan el Khalili“  herumstreifen. Dort ließ es sich trotz der enormen Hitze gut aushalten. Ein paar Eindrücke des Marktes gebe ich hier wieder.

Der restliche Tag stand zur freien Verfügung. Da morgen Abreisetag war, waren wir sicherlich alle mit Kofferpacken beschäftigt.

Alles in allem war es eine überaus interessante Reise mit Sehenswürdigkeiten, die man in keinem Programm der Reiseveranstalter finden wird.

Text und Fotos: Andrea Vinkenflügel

4 Antworten auf „Reisebericht Delta-Tour“

  1. Liebe Andrea, das war die intensivste und erlebnisreichste Ägypten-Reise, die man sich vorstellen kann. Wir haben so viel fast unbekannte antike Stätten gesehen, konnten in Ausgrabungsfeldern herumklettern, staunend Krugscherben, Hausmodelle und unzählige Statuen entdecken.
    Und ausser den „großen und bekannten Sehenswürdigkeiten“ haben wir noch viel von Land und Leuten gesehen.
    Danke Euch drei „Einheimischen“, die Ihr unsere Reise ermöglicht habt.

    1. Liebe Monika,

      vielen Dank für die lieben Worte. Dann habe ich mit der Programmplanung alles richtig gemacht. Es war ja Sinn der Sache, Euch Dinge zu zeigen, die Ihr zuvor noch nicht gesehen habt. Gerade das Herunklettern in Vergessenheit geratener Sehenswürdigkeiten oder Ausgrabungsfeldern macht so viel Spaß. Man kommt sich dann wie Indiana Jones vor.

      Vielleicht klappt es ja nächstes Jahr mit der Oasentour, da gibt es für Dich auch wieder sehr viel Unbekanntes zu sehen. Ich werde mal locker mit der Planung beginnen und nach Sehenswürdigkeiten suchen, die vielleicht Rainer und Dietrich auch noch nicht gesehen haben, da wird es bestimmt noch das eine oder andere geben.

      Wir (2 + 1) Einheimische hatten auf jeden Fall viel Spaß mit der pflegeleichten Gruppe und würden uns auf ein Wiedersehen freuen.

  2. Liebe Frau Vinkenflügel,
    vielen Dank für Ihren tollen Reisebericht!! MeinMann hatte kurz erwähnt, dass er einen starken Bericht von Ihnen erhalten hätte.
    Und ob Sie s glauben oder nicht, er hat mich heute vom Mittagsschlaf abgehalten, weil ich nicht aufhören konnte zu lesen.
    Also vielen Danknochmal und viele liebe Grüße aus Bremervörde
    Ihre Marianne Hein

    1. Liebe Frau Hein,

      ich hoffe, es war nicht allzu schlimm, dass mein Reisebericht Sie vom Mittagsschlaf abgehalten hat. Dieser Reisebericht war dieses Mal ein wenig nüchtern gehalten, wenn Sie den 3-teiligen Reisebericht von der Reise Luxor-Assuan-Nassersee sich durchlesen wollen, dann garantiere ich Ihnen, dass die nächsten Mittagsschläfchen auch ins Wasser fallen werden. Vielleicht gibt Ihnen Ihr Mann diese Berichte zum Lesen, sofern Sie diese noch nicht kennen sollten. Liebe Grüße – auch an Ihren Gatten – aus dem immer noch schrecklich heißen Luxor – Ihre Andrea Vinkenflügel

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