Eine gelungene Ballonfahrt …

…. trotz Höhenangst

Gerade waren 2 Bekannte von uns für wenige Tage in Luxor und jeden Morgen postete einer von ihnen Fotos von gesichteten Ballons am frühen Morgen. Nachdem mein Mann mich auch bereits mehrfach gefragt hatte, ob ich nicht zu einer Ballonfahrt Lust hätte, da bedingt durch Corona die Preise für Ballonfahrten gerade günstig seien, kam mir eine Idee. Bei einem gemeinsamen Abendessen habe ich dann mal unverbindlich nachgefragt, ob die beiden Lust hätten, mich bei einer Ballonfahrt zu begleiten. Erst wurde mein Ansinnen abgelehnt, da einer von ihnen „ein großer Schisser“ (O-Ton) sei und aufgrund seiner Höhenangst nicht in einen Ballon einsteigen wollen würde. Da auch ich unter Höhenangst leide, aber den Vorteil besaß, dass ich 2012 schon einmal meine Angst überwunden hatte, teilte ich ihm meine Erfahrungen mit, aber da wollte man immer noch nicht so recht.

Am Sonntag hatten wir dann über WhatsApp noch mehrfach Kontakt und letztendlich ließ man sich zu einem Versuch überzeugen. Bei den Preisen, die derzeit nur einen Bruchteil von den üblichen Preisen vor Corona betragen, kann man schon einmal einen Versuch wagen. Genauso erging es mir 2012. Aufgrund der Revolution hatte man auch die Preise gesenkt und ich dachte mir, wenn ich die Ballonfahrt in den Sand setze, habe ich nicht so viel Geld verloren. Zum regulären Preis hätte ich wahrscheinlich keinen Versuch gestartet, da bin ich ehrlich.

Für mich hatte ich festgestellt, dass ich nicht unmittelbar vom Korbrand nach unten in die Tiefe gucken konnte, da wurde mir direkt schummrig, aber in die Ferne geschaut, konnte ich entspannt Fotos machen und die Fahrt genießen. Deshalb hatte ich jetzt auch keine Angst, als ich mich gestern wieder in den Ballon wagte. Mein Bekannter hatte ein wenig Fracksausen und wir dachten schon, er würde sich heimlich vom Acker machen, aber er stieg brav mit uns ein, blieb lediglich dem Korbrand fern, aber da er sehr groß ist, hatte er von seiner Position auch alles in Sicht.

Es ging morgens schon sehr früh los. Für mich hieß es, um 3:40 Uhr das Haus zu verlassen. Mit meinem Mann zusammen, der an diesem Morgen den Transferbus zum Ballonstartplatz fahren musste, fuhren wir zur Bootanlegestelle in Ramla, wo so früh am Morgen schon starker Verkehr herrschte. Es standen bereits einige Microbusse bereit, um die Gäste für die Ballonfahrten einzusammeln, die meistens von der Eastbank mit einem der Boote rüber zur Westbank gebracht werden. Nachdem alle Gäste eingetroffen waren und die Polizei eine Minieskorte zusammengestellt hat, um im Konvoi, ja richtig gelesen, eigentlich gibt es kein Konvoi-Fahren mehr in Ägypten, aber zum Ballonstartplatz wird noch im Konvoi gefahren. Auf dem Startplatz angekommen, standen auch bereits ein Krankenwagen, ein Feuerwehrwagen, ein Militärfahrzeug und diverse Polizeifahrzeuge bereit.

Auf dem großen Platz lagen im Dunkeln die riesigen Ballonhüllen bereit, um mit Luft befüllt zu werden, aber zunächst musste auf eine Starterlaubnis gewartet werden und diese ließ auf sich warten. So warten und warten wir und zwischenzeitlich wurde es auch schon hell. Wir haben uns ein wenig umgesehen und uns die Ballonhüllen und Körbe vom Nahen angesehen. Erleichtert konnte ich feststellen, dass auch Einstiegshilfen vorhanden waren. Von meiner ersten Ballonfahrt konnte ich mich noch erinnern, dass ich Probleme hatte, in den Ballonkorb zu kommen und ein freundlicher Ägypter hatte mir seinerzeit geholfen, in den Ballon zu klettern. Dies sollte dieses Mal etwas einfacher vonstatten gehen. Auch die Piloten wurden von uns in Augenschein genommen und wir waren uns einig, dass wir einen stattlichen Piloten uns wünschen. Der kleine und schmächtige Pilot hatte nicht unbedingt unser Vertrauen und wir waren froh, dass dieser Pilot den ersten Sindbad-Ballon übernahm, wohingegen wir auf den zweiten Ballon warten mussten und wir bekamen unseren stattlichen Piloten. Ja, ich weiß, dies ist gemein, aber irgendwie stellt man sich vor, dass er eine Krisensituation besser hätte meistern können, als das schmächtige Männchen.

Aber der Reihe nach. Irgendwann kam jemand mit 2 Luftballons an und wir konnten uns das Grinsen nicht verkneifen. Sollte so der Test aussehen, um zu prüfen, ob wir eine Starterlaubnis bekommen? Nicht ganz von der Hand zu weisen, man hat in der Tat die Luftballons in die Luft entlassen, um zu gucken, wohin sie treiben. Als sie offensichtlich in die richtige Richtung – sprich Richtung Wüste und nicht nach Qena – trieben, bekamen wir die Starterlaubnis. Okay, ich denke, dies wird nicht der einzige Test gewesen sein, sondern intern werden noch andere Parameter getestet.

Wo wir schon beim Lästern sind, wir konnten es auch nicht lassen und haben uns die anderen Gäste angesehen und kamen einhellig zu dem Ergebnis, dass die meisten Frauen doch ziemlich freizügig unterwegs waren, was vielleicht nicht ganz so passend erscheint. Der Renner war jedoch bei uns eine amerikanische Frau, die die ganze Zeit ihre Hosenbeine hochhielt, damit der schwarze Stoff nicht mit dem staubigen Boden in Berührung kam und sie zog durchweg eine große Flunsch. Das sah so komisch aus, dass sie immer wieder unsere Blicke auf sich zog. Keine Ahnung, was bei ihr schiefgelaufen ist, vielleicht ließ Botox und Co. keinen anderen Gesichtsausdruck zu. Aber ich weiche vom ursprünglichen Thema ab.

Auf dem Startplatz breitete sich dann schnell Emsigkeit aus und die riesigen Ventilatoren wurden in Betrieb genommen, um die Ballonhüllen aufzublasen. Dies ging vergleichsweise schnell und die Ballons richteten sich auf. Die Körbe waren bereits an den Ballons befestigt, aber lagen noch auf der Seite. Erst, als die Ballonhülle sich komplett aufgerichtet hatte, wurden die Körbe hingestellt und die Gasbrenner angeschmissen. Ein lautes Tosen ging über den Platz, als sämtliche Brenner im Einsatz waren und es wurden auch etliche Meter entfernt schon gut warm. 

Videos hierzu: https://youtu.be/EK3nJqChTk8 und https://youtu.be/EK3nJqChTk8

Dann bekamen wir den Startschuss, uns in den Korb zu begeben. Normalerweise fasst unser Korb 24 Passagiere; coronabedingt durften aber nur 18 Gäste einsteigen.

Videos hierzu: https://youtu.be/70RvwXAn508 und https://youtu.be/_aaLcsIxx74

Vom Piloten Khaled erhielten wir noch einmal kurz einen Sicherheitshinweis für die Landung. Auch im Transferbus hatten wir schon eine Einführung zum Thema „Landing position“. In einer Facebookgruppe habe ich mal gelesen, dass es keine Sicherheitshinweise gegeben hätte, was ich nicht verstehe, wir bekamen sie bei unseren ersten Fahrt und dieses Mal sogar direkt dreifach. Warum ist die Landing position so wichtig? Bei der Landung kann es sein, dass der Ballonkorb erst Bodenkontakt hat und dann noch einmal kurz ansteigt, um dann wieder den Bodenkontakt zu suchen. Der Ballonkorb hüpft ein wenig. Damit man nicht aus dem Korb fällt, soll man sich an den Haltegriffen im Korb festhalten, in die Knie gehen und sich mit dem Rücken gegen das Mittelteil drücken, bis der Pilot „Entwarnung“ gibt. Vor wenigen Jahren ist es in Ägypten leider einmal passiert, dass ein Passagier über Bord ging, um eine Landung zu filmen. Wenn man unglücklich fällt, hat es sich erledigt. Also haltet Euch bitte dringend an die Anweisungen des Piloten und bei dem Ruf „Landing position“ hockt Euch hin, damit Ihr Euch nicht selber gefährdet. Wenn etwas passiert, dann werden wieder wochen- und monatelang Ballonfahrten eingestellt.

Wir sind als letzter Ballon aufgestiegen und die Aussicht war einfach grandios.

Dieses Mal konnte ich die Ballonfahrt auch viel mehr genießen, da ich ja jetzt schon wusste, auf was ich mich einlasse. Der Pilot hat uns jeweils erklärt, über welche Sehenswürdigkeiten wir gerade fahren. Wir fingen mit dem Hatschepsut Tempel an.

Video hierzu: https://youtu.be/BZl559FXdIc

Sahen die Gräber des Asasifs und schwebten weiter zum Ramesseum. Ganz gut konnte man auch den eingestürzten 1. Pylon des Tempels sehen. Von unten sieht man ja schon, was das Erdbeben vor langer Zeit angerichtet hat, aber von oben sieht man das ganze Ausmaß.

Video hierzu: https://youtu.be/AXAe-zRRBFk

Wenn man wie ich die Tempel bereits unzählige Male vor Ort besichtigt hat, ist es ein besonderes Erlebnis, diese auch einmal von oben zu betrachten. Aus einer anderen Perspektive gesehen, wirken sie ganz anders. 

Videos hierzu: https://youtu.be/KwzdK46ueY0 und https://youtu.be/-bcVPYNCpJ4 und https://youtu.be/qCts-cXK7cc

Zwischendurch sind wir auch immer wieder über Privathäuser gefahren und konnten so einen kleinen Einblick erlangen, was sich so auf den Dächern der Häuser abspielt. Da wird Federvieh gehalten, Gerümpel abgeladen, nachts unter freiem Himmel geschlafen etc. pp. Die Leute, die die Ballons sehen, winken einem fröhlich zu, was ich ja auch kenne, wenn bei uns die Ballons aus Versehen landen wollen und ich von unten auch den Ballons zuwinke. Ein Taxifahrer hat auf der Höhe des Amenophis III Tempels auf dem Weg zum Ticketoffice immer wieder gehupt und als ich aus luftiger Höhe ihm winkte, streckte der Taxifahrer einen Arm aus dem Fenster und winkte zurück.

Nach dem Ramesseum kamen dann 2 Statuen von Amenophis III dran, wobei der Pilot sich nicht sicher war, ob sie wirklich Amenophis III darstellt, was ich allerdings bestätigen konnte. Er war der Meinung, dass die Statuen dort erst seit 1 – 1,5 Jahren stehen, aber dies sind schon ein paar Jährchen länger der Fall.

Den Merenptah Tempel schien er gar nicht kennen, über diesen sind wir sang- und klanglos gefahren, auch über mein Lieblingshotelgarten.

Video hierzu: https://youtu.be/QvDenHV7pjY

Etwas, was ich bis dato noch nicht in natura gesehen habe, bekam ich nun zu sehen, und zwar die neue goldene Stadt, die gerade erst Schlagzeilen machte. Leider war ich im Korb ganz hinten links und konnte so gut wie nichts sehen, aber ich bat den freundlichen Piloten darum, ob er den Korb nicht einmal drehen könnte, da ich unbedingt von der goldenen Stadt ein Foto machen müsste, um dieses meinem Ägyptologen nach Deutschland zu schicken und er war so freundlich und hat den Ballon gedreht, so dass ich vom Weitem ein paar Fotos machen konnte, leider waren wir zu weit entfernt. Ich bekam nur Fotos aus der Ferne gemacht, aber besser als nichts.

Videos hierzu: https://youtu.be/FMP1aRolC4o und https://youtu.be/PMP9CKLLSXE

Unterwegs sahen wir noch die restlichen Häuser von Alt Qurna und der Pilot erzählte uns, dass die Häuser seinerzeit eingerissen worden waren, da die Besitzer Tunnel unterhalb der Häuser errichtet hatten, um an die verborgenen Gräber zu gelangen.

Anschließend ging es am Amenophis III Tempel bzw. deren gerade freigelegten Überreste vorbei.

Video hierzu: https://youtu.be/SIxDYulcRcA

Und weiter ging es zum Medinet Habu Tempel. Ich weiß gar nicht, wie viele Stunden ich alleine in diesem Tempel zugebracht habe. Jeden Stein kenne ich dort und doch war es was Besonderes, ihn so nah von oben zu sehen.

Videos hierzu: https://youtu.be/cCRefSNkcgk und https://youtu.be/OBMfgd97gkM und https://youtu.be/yJSky417x4A und https://youtu.be/XDK-CWFETR4

Bei dem nächsten Teilstück unseres Ausfluges würde sich jetzt Patricia unheimlich freuen. Ich sage nur „ich habe Scherben gesehen“. Wir kamen an Malqata, dem französischen Grabungshaus und den Aushubhügeln von Birket Habu vorbei. Dort habe ich meinen geführten Spaziergang mit ihr begonnen und sie war hin und weg, als sie dort noch Scherbenreste sah. Ich konnte es mir nicht verkneifen und habe extra für Patty ein Video gedreht, so dass sie sich wieder an den Ausflug erinnern kann. Ein Jahr später haben wir einen weiteren Spaziergang geplant und mussten extra dort wieder beginnen müssen und hatten auch noch eine Extraführung im französischen Grabungshaus mit einem leckeren Tee bei den Wärtern und eine Führung auf dem Malqata-Gelände.

Videos hierzu: https://youtu.be/nbHVXWGWkM0 und https://youtu.be/VVoiJO8hlSQ

Während die anderen Ballons nach und nach den Geist aufgegeben haben und zur Landung ansetzten, fingen wir erst so richtig an. Der Ballon stieg und stieg. Wir bekamen die Ansagen 250 m, 300 m, 350 m, 400 m, 450 m, 480 m, 500 m. Der Panoramablick von so weit oben ist unbezahlbar. Man konnte die thebanischen Berge und auch einen Teil von Deir el Medine sehen; auf der anderen Seite das Niltal und den Nil. Felder und Häuser wechselten sich ab, während wir weiter in die Wüste vordrangen. Kurz vor dem Tempel Deir el Shelwit, den der Pilot gar nicht kannte, setzt er zur Landung an und er erklärte uns, dass wir keine Landing position einnehmen müssen, die Landung würde butterweich vonstatten gehen und genauso war es, er landete ganz sanft. Die Transferbusse, die uns bereits auf den Fersen waren, sie jagen die ganze Zeit dem Ballon hinterher, damit sie sofort die Gäste wieder zurück  zum Nil bringen können, kam mit uns zeitgleich an. Auch der LKW, um den Ballonkorb und die Hülle wieder zum Abflugplatz zu bringen, waren bereits zur Stelle. Eine große Mannschaft war beschäftigt, den Ballon einzuholen, während dessen bekamen wir ein Zertifikat ausgehändigt, dass wir an einer Ballonfahrt teilgenommen haben und der Pilot ließ sein Käppi herumgehen, um für die Crew ein Trinkgeld zu erlangen.

Videos hierzu: https://youtu.be/jLP7oIpj6nM und https://youtu.be/Ba4XdhBPjzM

Was soll ich sagen, die Ballonfahrt war einfach nur spitzenmäßig und es wird bestimmt nicht meine letzte Ballonfahrt gewesen sein. Meine Bekannten haben es offenbar auch genossen, mit einem Grinsen überlegte man schon, ob man beim nächsten Aufenthalt noch einmal eine Ballonfahrt einplanen sollte, die Ballonfahrt war wirklich nicht schlimm und beim nächsten Mal würde man sie sicherlich auch besser genießen können.

Text und Fotos: Andrea Vinkenflügel

6 Antworten auf „Eine gelungene Ballonfahrt …“

    1. ich konnte einfach nicht anders, als ich Deine Lieblingsecke von oben sah, musste ich einfach das Video machen und Dich namentlich erwähnen 😉

  1. Klasse Bericht Andrea!!
    Leider ging es bei mir damals in die andere Richtung über den Nil.
    Beim nächsten mal hoffe ich das der Wind dann auch so weht.👍👍

    1. vielen Dank, Udo. Leider hat der Ballonpilot keinen Einfluss darauf, wohin die Fahrt geht. Ich hatte das Glück, dass ich 2 x in der Wüste gelandet bin, aber aus Erfahrung weiß ich auch, wie häufig Ballons z. B. bei uns nahezu im Garten landen. Auf die andere Nilseite würde ich auch nicht gerne runterkommen.

  2. Hab ich auch schon 2x gemacht und ich würde immer wieder mitfahren. Es kam nie ein Gefühl von Unsicherheit auf und die Eindrücke von oben sind unbezahlbar. Ein ganz besonderes Erlebnis. Muss mir doch gleich mal wieder meine Fotos ansehen 🙂

    1. So sieht es aus, ich habe mich auch nie unsicher gefühlt. Ich bekomme zwar häufiger zu hören, dass die Sicherheitsmaßnahmen nicht mit Europa zu vergleichen wären, aber mal ganz ehrlich, wenn es hier so unsicher wäre und wo jeden Tag so viele Ballons aufsteigen, dann müssten es hier ständig Ballonunfälle geben. Dem ist ein Glück nicht so und wenn ich mir hier die Sicherheitsmaßnahmen von Touristenfahrzeugen ansehe, dann sind diese hier sogar noch weitaus öfter, als z. B. in Deutschland.

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