Ausflugsziele Mittelägypten

Nicht jeder möchte im Anschluss an einer Nilkreuzfahrt seine Seele am Roten Meer baumeln lassen, sondern mag vielleicht noch weitere Sehenswürdigkeiten Ägyptens erkunden, die nicht unbedingt in Luxor liegen.

Hier bieten sich ein paar Ziele in Mittelägypten an, die sehr interessant sind.

Drei davon möchte ich heute einmal vorstellen, die auf jeden Fall sehenswert sind:

Beni Hasan:

Die Felsengräber von Beni Hasan liegen ca. 25 km von El Minya entfernt auf der Eastbank. Wir nutzen immer ein Hotel zentral in El Minya für unsere Ausflüge in Mittelägypten.

In Beni Hasan muss man sich zunächst sportlich betätigen und knapp 300 Stufen hinaufsteigen, aber nach einer längeren Auto- oder Busfahrt vielleicht nicht das Schlechteste. Man wird für die Anstrengung definitiv sehr gut belohnt in Form von wunderschönen Reliefs.

Ägypten war in der Antike in verschiedene Gaue unterteilt, die von einem Gaufürsten regiert wurden. In Beni Hasan ließen sich die Gaufürsten insbesondere während des Mittleren Reiches schöne Gräber errichten. Es gibt dort ca. 40 Felsengräber für die Gaufürsten, wovon nur etwa ein Viertel mit Reliefs/Malereien verziert sind. Unterhalb der Fürstengräber haben über 800 Beamte und Angestellte ihre Gräberschächte angelegt. Der englische Archäologe Garstang, nach dem auch ein Museum in England benannt ist, hat diese Gräber entdeckt und in ihnen befanden sich noch viele Särge und Uschebtis aus Holz.

Die zugänglichen Felsengräber sind zum Teil mit Säulen versehen und recht hoch aus dem Berg gearbeitet worden. In Luxor kennt man eher die niedrigeren, wenn aber auch oftmals langen Grabanlagen. Lediglich das Rechmire und Ramose Grab fallen mir spontan, die von der Größe ungefähr mit Beni Hasan vergleichbar wären.

Insbesondere ein Grab hat Beni Hasan „berühmt“ gemacht, und zwar gibt es in dem Grab zahlreiche Ringkampf-Szenen zu bewundern.

In den Gräber sieht man auch Jagd- und Alltagsszenen von Handwerkern oder Bauern und Handelsgeschäfte mit dem Ausland. Ebenso kann man Eroberungen von ausländischen Festungen sehen.

4 Gräber sind für Touristen zugänglich gemacht worden.

Um ein paar Eindrücke zu übermitteln, lasse ich einfach Fotos sprechen:

Tuna el Gebel:

Bevor man jedoch auf das Gelände von Tuna el Gebel gelangt, kann man auf der rechten Seite eine der 14 Grenzstelen von Tell el Amarna sehen. Einen kleinen Gang durch den Wüstensand und ein paar Treppen trennen einem, um sich die Stele einmal vom Nahen zu betrachten. Echnaton und Nofretete sind links und rechts von der Stele zu sehen.

Tuna el Gebel liegt ungefähr 45 km von El Minya entfernt. Und befindet sich, wie es sich für eine Nekropole gehört, auf der Westbank.  

Auf dem Areal befand sich früher ein Tempel, der dem Gott Thot geweiht war. Unterhalb des zerstörten Tempels befindet sich ein Tierfriedhof mit mumifizierten Pavianen und Ibissen.

Sehenswert und dafür ist eigentlich Tuna el Gebel bekannt, sind die Tierkatakomben. Die Tiergalarien kann man  heute auch noch besichtigten. Unterirdisch befinden sich weitverzweigte Gänge mit vielen Nischen, wo sich mumifizierte Ibisse und Paviane befanden/befinden.

Wichtige Personen ließen sich ab der griechisch-römischen Zeit in Tuna el Gebel in Mausoleen bestatten.  Heute kann man die Gräber des Petosiris, einem Priester des Gottes Thot, und der schönen Isodora besichtigen.

Insbesondere das Grab des Petosiris verfügt über sehr schöne Alltagsszenen, wo man Bauern beim Flügen der Felder und bei der Getreideernte sehen kann. Auch verschiedene Handwerksberufe sind in Szene gesetzt worden. Man kann auch die Weinherstellung verfolgen. In der griechisch-römischen Zeit hat man versucht, die Elemente aus dem Alten Ägypten in die Malereien einfließen zu lassen, so dass sich die Stile der verschiedenen Epochen hier vermischen.

Opferszenen, wo der Petosiris vor verschiedenen Göttern steht, dürfen natürlich nicht fehlen. Ebenso auch die Begräbnisszenen nicht.

Die Sarkophagkammer befindet sich unterirdisch, ist aber nicht für Touristen zugänglich.

Weiterhin kann man die schöne Isodora in ihrem Grab besuchen. Die Mumie liegt auch heute noch dort.

Als letztes kommt das Highlight – Tell el Amarna

Ungefähr 50 km von El Minya entfernt trifft man auf die Überreste der Sonnenstadt (Achetaton) von Echnaton. Echnaton war der Sohn Amenophis III und hieß, bevor er sich seinem Monotheismus verschrieben hat, Amenophis IV. Echnaton verließ Theben (das heutige Luxor) und errichtete eine komplett neue Stadt ich Achetaton.

Viel ist von der einstmals prächtigen Stadt und von den Tempeln nicht mehr übrig. Zum Teil haben verschiedene Missionen dort Säulenfragmente und Mauern restauriert bzw. rekonstruiert, damit man einen ungefähren Anhaltspunkt hat, wie die Stadt oder einer der Paläste ausgesehen hat (besichtigen kann man die Felsengräber, den Nordpalast in der Nähe der Gräber, einen kleinen Tempel und die Grenzstelen). Nach dem Tode Echnatons wurde die Stadt schnell wieder aufgegeben und man zog zurück nach Theben. Tutenchamun siedelte später nach Memphis um. Aufgrund der kurzen Überlebungsdauer der Stadt ist der überwiegende Teil der Gräber nicht fertiggestellt worden. Neue Gräber legte man dann wieder in Theben West an.

In Tell el Amarna gibt es insgesamt 14 Grenzstelen, die die Grenzen der Stadt markieren.

Da Echnaton den Gott Aton verehrte, wollte er, dass die Sonnenstrahlen ungehindert in seine Tempel „eindringen“ konnte und ließ die Tempel ohne Dächer errichten (eine Neuerung im Tempelbau).

Auch in Tell el Amarna muss man sich ein wenig sportlich betätigen, wenn man einen Blick auf die dortigen Felsengräber werfen möchte. Irgendwie scheint es eine magische Zahl zu sein, auch hier sind es knapp 300 Stufen, die man erklimmen muss.

Aber der Aufweg lohnt sich auch hier und man wird mit einmaligen Reliefs belohnt. Wie nicht anders zu erwarten, findet Aton mit seinen Sonnenstrahlen und den Ankh-Zeichen am Ende der Strahlen Einzug in die Felsengräber. Auch die königliche Familie wird in den Gräbern dargestellt. Die Sarkophagkammern befinden sich unterhalb der Gräber und sind für Touristen nicht zugänglich. Wie auch in Beni Hasan sind die Gräber recht hoch und mit Säulen oder Pfeilern versehen, um die Decke zu stützen.

In unmittelbarer Nähe zu den Felsengräber befindet sich auch eine weitere Grenzstele. Wenn man noch über genügend Power verfügt, schafft man die wenigen Stufen hinauf, um sich die Grenzstele etwas genauer anzusehen.

In Tell el Amarna kann man auch das Grab von Echnaton mittlerweile besichtigen. Dies liegt etwas von den Felsengräbern entfernt. In dem Grab fand lediglich seine Tochter Meketaton ihre letzte Ruhestätte.

Im März 2022 gibt es die nächste Möglichkeit, sich diese Sehenswürdigkeiten in einer kleinen Gruppe anzusehen.

Text und Fotos: Andrea Vinkenflügel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert