Tempel rund um den Nassersee

Tempel von Abu Simbel


Eigentlich ist es falsch, wenn man immer nur vom Abu Simbel-Tempel spricht, denn Abu Simbel besteht aus zwei Tempeln. Zum einen gibt es den Ramses II-Tempel und zum anderen den Tempel seiner Frau, der Großen königlichen Gemahlin, Nefertari. Ramses II aus der 19. Dynastie hat beide Tempel in Auftrag gegeben.

Ursprünglich befanden sich die beiden Felsentempel im heutigen Nassersee. Aufgrund des Baus des neuen Assuan Staudamms wurde das ganze Gebiet geflutet. Um die Tempel vor der Flutung zu retten, hat man in der Zeit von 1963 – 1968 beide Tempel in einzelne Blöcke geschnitten und 64 m höher wieder aufgebaut. Das deutsche Unternehmen Hochtief war unter anderen an der Versetzung des Tempels involviert.

Abu Simbel war 1999 unter anderem ein Grund, warum ich nach Ägypten gereist bin. Ich hatte zuvor ein Buch über die Versetzung des Tempels gelesen und war von der Geschichte so fasziniert, dass ich Abu Simbel unbedingt einmal live sehen wollte und so haben wir uns eine Rundreise herausgesucht, wo Abu Simbel mit auf dem Programm stand. Ich stand damals wirklich mit offenem Mund vor dieser gewaltigen Tempelanlage und staunte Bauklötze, wie es möglich war, solche Steinmassen mal eben zu versetzen.

Im Verlauf verschiedener Untersuchungen gaben sich mehrere bekannte Persönlichkeiten die Klinke in die Hand. Zunächst führte Johann Ludwig Burckhardt den Reigen an, nach ihm kamen Giovanni Battista Belzoni, Jean-Francois Champollion und Ippolito Rosellini nach Abu Simbel. Auch Karl Richard Lepsius führte eine Expedition 1844 in Abu Simbel durch. Als Burckhardt in Abu Simbel ankam, war der große Tempel von Ramses II zum größten Teil mit Sand verschüttet, was den guten Erhaltungszustand des Tempels erklärt. Erst ca. 100 Jahre später war der große Tempel von den Sandmassen befreit worden.

Eine Besonderheit sollte ich hier vielleicht noch aufführen. Zweimal im Jahr findet das so genannte Sonnenwunder von Abu Simbel statt. Für ungefähr 20 Minuten fallen durch den Tempeleingang Sonnenstrahlen auf eine Statuengruppe. Drei der vier Statuen werden dann angestrahlt, und zwar Amun-Re, Ramses in seiner göttlichen Gestalt und Re-Harachte. Lediglich Ptah wird nicht vom Sonnenlicht erfasst. Obwohl der Tempel versetzt worden ist, fallen auch heute noch zweimal im Jahr die Sonnenstrahlen auf die Götterstatuen. Das Ereignis findet so um den 21.02. bzw. 21.10. statt.

 

Sehr zu empfehlen ist die Anreise per Schiff.  Gänsehautfeeling pur. Man steht oben an Deck und der Kapitän lässt Conquest to paradise spielen und man nährt sich langsam den beiden Tempeln. Ein erhabenes Gefühl, was einem nicht mehr genommen werden kann. Auch die Sound & Light Show kann ich jedem nur empfehlen.

Aktuelle Fotos von der Reise April 2017:

Tempel von Amada

Der Tempel von Amada wurde unterThutmoses III errichtet und von Amenophis II und Thutmosis IV weiter ausgebaut. Ausnahmsweise hatte Ramses II hier mal nicht seine Finger im Spiel.

Auch der Tempel von Amada wurde vor den Fluten des Assuan Stausees gerettet, allerdings hat man diesen Tempel nicht zerlegt und wieder neu aufgebaut, wie die anderen Tempel, sondern hat diesen Tempel gänzlich versetzt, da andernfalls die schönen Gipsreliefs zerstört worden wären. Der Tempel ist klein, aber fein.

Tempel von Dakka

Der Tempel von Dakka wurde unter den Ptolemäern errichtet. Leider wurde der Tempel nicht fertig gestellt. Wie man direkt sehen kann, fehlt der letzte Schliff der Steinblöcke. Dies kann man gut auf dem 2. Foto erkennen. Die Steine sind unbearbeitet.

Errichten ließ der Tempel Argamani, ein König aus Nubien und Dakka wurde dem Gott Thot geweiht.

Nachdem Kaiser Augustus im Laufe der Zeit  seinen Namen von Oktavian in Augustus änderte, hat man in der Kartusche lediglich die Hieroglyphen für „Pharao“ verewigt (sh. Bild 3).

Felsentempel von Derr

Der Felsentempel wurde, wie der ptolemäische Hemispeos in El Kab, zum Teil aus dem Felsen geschlagen und ein Teil des Tempels wurde vor dem Felsen errichtet.

Errichten ließ ihn  Ramses II. Die farbigen Relief im Tempel sind noch sehr gut erhalten, wie man anhand der Fotos erkennen kann. Lassen Sie sich von dem kleinen Tempel verzaubern.

Tempel Maharakka

Auch der Tempelbau von Maharakka wurde nie zu Ende geführt. Der Tempel stammt aus der römischen Zeit und wurde Isis geweiht.

Der Tempel wurde rechteckig angelegt und enthält nahezu keine schmückende Elemente.

Eine enge Wendetreppe führt auf´s Dach hoch, allerdings ist diese Treppe für Besucher gesperrt, so dass wir den Ausblick vom Dach nicht genießen konnten.

Qasr Ibrim

Qasr Ibrim wurde nach dem Bau des Assuan Staudamms nicht verlegt, so dass Teile der äußeren Festung und auch die Friedhöfe in den Fluten verschwanden. Die eigentliche Festung konnte dem Nassersee trotzen, weil sie auf einer Anhöhe errichtet wurde.

Qasr Ibrim wurde durch die Pharaonin Hatschepsut in Auftrag gegeben. Sie ließ in Qasr Ibrim eine Kapelle in den Felsen bauen. Vom König Taharqa aus Kusch gab es dort auch einen kleinen Amun-Tempel.

Zahlreiche Funde, die in Form von Papyri, Hölzern, Tonscherben und Steinen vorlagen und in meroitischer Sprache verfasst waren, sollten von der Universität Würzburg entziffert werden.

Qasr Ibrim kann heute nicht besichtigt werden. Die Kreuzfahrtschiffe fahren lediglich langsam an der Festung vorbei. Kleinere Boote bieten ein Schwimmstopp im Schatten der Festung an.

Wadi el Sebua
Der wohl bekannteste Tempel auf der Route am Nassersee dürfte der Tempel von Wadi el Sebua (= Tal der Löwen) sein. Erbaut wurde er wiederum von Ramses II.
Zum Tempel führte eine Sphingenallee, die auch heute noch relativ gut erhalten ist. Auf dem Gebiet in Nubien sind dies die einzigen Sphingen, die noch existieren.
Ramses ließ sich dort in sämtlichen Formen verherrlichen. Man könnte schon an Selbstbeweihräucherung denken.

Besonders schön, waren dort die Steinfärbungen. Wie auch schon beim Nadura-Tempel in Dakhla kann man hier die ocker und rötlichen Färbungen des Sandsteins sehr gut erkennen.

Auch der Tempel von Wadi el Sebua wurde wegen des Staudammbaus versetzt, andernfalls würde er heute komplett unter Wasser stehen. Durch den Bau des Staudamms hat sich der Wasserspiegel um ca. 70 m erhöht.

Grab des Pennuts

 

Das Grab des Pennuts ist nicht sehr groß, verfügt aber über ein paar schöne farbige Reliefs. Es wurde ebenso, wie eine Vielzahl von kleinen Tempeln, nach dem Bau des Assuan Hochdamms verlegt. Es ist im Übrigen das einzige Grab, welches man gerettet und verlegt hat.

Pennut war ein hoher Beamter.

Text und Fotos Andrea Vinkenflügel