Reisebericht Mittelägypten-Tour 17.03. – 27.03.2022

oder sollte ich lieber schreiben: Reisebericht der Treppenhorror-Tour?

Vorwort:

Bewusst haben wir bei diesem Reisebericht einige Namen der Sehenswürdigkeiten weggelassen, da es leider in der Vergangenheit vorgekommen ist, dass wir wochenlang eine Reisetour planen und recherchieren, was man in den jeweiligen Ecken besichtigen kann und dann kommen Leute, die sich die Tourpläne „ausleihen“, um es mal harmlos zu formulieren. Insoweit bitten wir um Verständnis, dass wir nun vorsichtiger bei den Berichten sind.

1. Tag 17.03.2022

Um die Gäste pünktlich am Flughafen in Empfang zu nehmen, sind der Fahrer Azab, unser Guide Ahmed und ich bereits früh am Morgen von Luxor ins ca. 300 km entfernte Hurghada gefahren.  Auf der Fahrt lief soweit alles glatt und wir hatten noch ein wenig Zeit, bis unser Airport-Service begann und so machten wir an der Senzo Mall einen kurzen Stopp, um etwas zu essen. Als erstes sollte die Maschine aus Düsseldorf mit meinem Bruder landen und wir fuhren mit ihm zusammen nach Dahar, wo wir 3 Ferienwohnungen in Beschlag genommen hatten. Der Fahrer und der Guide fuhren nach einer kurzen Pause wieder zum Flughafen, um meine beiden Freundinnen Patty und Verena abzuholen, die mit der Frankfurter Maschine kamen. Als sie auch in dem Ferienhaus ankamen, war das Hallo groß, wir hatten uns ja bereits eine Ewigkeit nicht mehr gesehen. Viele Mitbringsel wechselten den Besitzer und anschließend war ein Handtrolley vollgepackt, den wir während unserer Reise in Hurghada lassen wollten. Da zwischenzeitlich Abend war, gingen wir zusammen ins Abu Khadiga essen und danach fuhren wir zu Carrefour, wo wir uns Getränke und Snacks für die Reise kaufen wollten. Auch brauchten wir noch Lebensmittel für unser gemeinsames Frühstück, so füllte sich der Einkaufswagen rasch und mit vollen Tüten ging es wieder zurück in die Wohnungen. Viel Zeit zum Klönen blieb nicht, da wir am nächsten Morgen bereits zeitig aufstehen und losfahren wollten, da wir eine lange Strecke vor uns hatten, um endlich unsere heißersehnte Mittelägypten-Tour zu beginnen.

2. Tag 18.03.2022

Da wir einen weiten Weg zur ersten Sehenswürdigkeit vor uns hatten, mussten wir bereits um kurz nach 7 Uhr abfahren. Also war früh aufstehen angesagt; wir wollten schließlich noch zusammen frühstücken und wir musste ja unsere Habseligkeiten zusammenpacken. Unsere Fahrt führte uns zunächst quer durch die Wüste.

Gegen 11 Uhr sind wir dann am ersten Ziel, angekommen. Gut, dass ich nicht wusste, was auf uns zukam. Ich glaube, ich hätte die Sehenswürdigkeit ungesehen aus dem Programm geworfen. Über 1.200 Treppenstufen mussten wir hochstapfen, um zu den Felsengräbern zu gelangen. Von unten sah es gar nicht so schlimm aus, aber die haben die Treppenstufen gut getarnt und der Weg zog sich, er zog sich sogar sehr. Aber, wir wurden mit ein paar sehr schönen Gräbern belohnt. Die haben uns etwas gnädig gestimmt, obwohl Patty und ich seitdem eine Treppenphobie haben. Viele Sehenswürdigkeiten in Ägypten habe ich bereits mehrfach besichtigt, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es mir reicht, dass ich diese Gräber einmal gesehen habe, ein zweites Mal muss ich mir den Weg hinauf nicht antun, es sei denn, man kann die Gräber per Sessellift erreichen.

Wir waren alle froh, dass wir nach 2 Stunden wieder im Bus saßen und unsere Muskeln sich erholen konnten.

Als nächstes stand das Freilichtmuseum in Achmim auf unserem Programm. Wir waren schon alle auf die dort ausgestellte Merit-Amun-Statue gespannt. Um zu ihr zu gelangen, mussten wir ein paar Höhenmeter zwischen dem jetzigen Straßenniveau und dem Standort ausgleichen. Um das Freilichtmuseum verläuft eine meterhohe Mauer und wir kamen uns ein wenig vor, als wären wir irgendeine Attraktion im Zoo, da die Bewohner fasziniert auf uns hinabsahen. Merit-Amun hat uns nicht enttäuscht. Die Statue ist wirklich wunderschön und lässt alle anderen Statuen dort verblassen. Merit-Amun war sicherlich eine sehr attraktive Königstochter und spätere Gemahlin von Ramses II. Immerhin war sie die Tochter seiner Lieblingsfrau Nefertari.

Auch wenn Patty eigentlich keinen Bock auf auf unsere nächste Sehenswürdigkeit hatte, war sie, glaube ich, im Nachhinein doch von dem Ort angetan. Ich hatte zuvor einen Bericht über das Projekt einer Universität gesehen, die dort seit knapp 20 Jahren arbeiten, so dass ich dort gerne mal vorbeigehen wollte, wenn denn die Zeit ausreichte und ich hatte Glück, wir hatten noch etwas Zeit und wir huschten mal für ca. 1 Stunde dort vorbei und sahen uns das Tempelgelände an. Zum Teil überraschten uns unheimlich farbintensiven Reliefs. Es wäre schade gewesen, wenn wir dort nicht kurz gestoppt hätten. Die Tempelwächter in Form von unzähligen Hunden sahen dies allerdings ein wenig anders. Je näher wir zu ihnen aufschlossen, umso lauter wurde das Gebell und es wurden auch immer mehr. Da wir uns nicht mit ihnen anlegen wollten, haben wir uns nur die wichtigsten Ecken angesehen und sind dann wieder von dannen gezogen.

Anstrengende Besichtigungen machen hungrig und wir waren uns schnell einig, dass wir Koshari essen wollten. In Sohag fanden wir ein Koshari-Geschäft und wir wurden gefragt, welche Größe wir haben wollen. Tja, keine Ahnung. Woher sollten wir denn wissen, wie groß hier die Größen sind und wir ließen uns die verschiedenen Größen vom Kellner zeigen. Unser Fehler, dass wir uns nicht direkt das Behältnis haben zeigen lassen, sondern dass wir uns auf seine Hände verlassen haben, die uns die Portionsgrößen anzeigten. Uns hat fast der Schlag getroffen, als unser Essen kam und wir Koshari jeweils in einem – ich nenne es mal – großen Trog serviert bekamen. Zaghaft hatten wir die Hoffnung, dass mehrere Personen davon essen durften, aber weit gefehlt, jeder bekam so einen Riesenpott. Selbst mit dem größten Hunger, war dies nicht zu schaffen. Aber das war nicht das schlimmste. Ich esse ja gerne die scharfe Sauce zu Koshari und so löffelte ich munter 1, 2, 3 Löffel voll scharfer Sauce in meine Portion. Ja, genau, Ihr ahnt, was nun kommt. Ich konnte locker Feuer spucken. Mensch, war die Sauce scharf. Vielleicht hätte ich die vorher mal kosten sollen, aber in der Regel empfinde ich die scharfen Saucen nicht allzu scharf, aber die hatte es in sich und schnell war meine Cola leer.

Am frühen Abend waren wir dann auf unserem Nilkreuzfahrtschiff, wo wir die nächste Nacht verbringen wollten. Wir brachten kurz unser Gepäck auf die Kabine, machten uns etwas frisch und trafen uns anschließend, um oben auf dem Deck den Abend ausklingen zu lassen. Von den Kabinen waren wir alle angenehm überrascht und einer ruhigen Nacht stand nichts im Wege.

3. Tag 19.03.2022

Schön, dass die Sehenswürdigkeiten in Mittelägypten erst um 9 Uhr öffnen, so hatten wir die Möglichkeit, ein wenig länger zu schlafen und konnten in Ruhe um 8 Uhr frühstücken. Schön war es zu sehen, dass die Leute auf dem Schiff die aktuellen Corona-Regeln umsetzten. An den Tischen war nur jeder 2. Platz eingedeckt, so dass man den notwendigen Sicherheitsabstand einhalten konnte. Das Frühstück war sehr gut und gestärkt machten wir uns auf dem Weg ins Nationalmuseum.

Erst 2018 wurde das Nationalmuseum mit seinen knapp 1.000 Artefakten eröffnet. Das Museum hat von außen die Form einer Mastaba (Graboberbau aus dem Alten Reich). Die Museumsstücke waren sehr gut in Szene gesetzt und es machte viel Spaß, sich dort umzutun. Etwas störend waren die Schulklassen, die hin und wieder wie Heuschrecken einfielen, aber in der Regel waren sie auch sehr schnell wieder weg. Eine Mitarbeiterin des Museums fragte uns, ob sie uns fotografieren dürfe und wir gaben unser Einverständnis. Nicht schlecht staunte ich am nächsten Tag, als ich bei Facebook durch Zufall in den News des Museums auf unser Konterfei traf mit dem Titel „eine deutsche Delegation besuchte Sohag“.

Um unser straffes Programm zu schaffen, konnten wir nur 2 Stunden im Museum bleiben, aber wir haben alles ohne Stress gesehen und reichlich Fotos gemacht. Aber selbst auf der Fahrt ruhten wir uns nicht aus und machten fleißig Fotos. Mal lief uns ein schwarzes Jungkamel vor die Linse, ein Kanal, der direkt an einer Felswand entlang floss oder wir fuhren über eine Brücke, wo Patty gar nicht hinsehen konnte. Unser Bus passte gerade auf die Brücke und wirklich vertrauenserweckend sah sie auch nicht aus. Ansonsten haben wir das satte Grün in der teilweisen kargen Landschaft einfach nur genossen.

Anschließend ging es zur nächsten Sehenswürdigkeit. Da kein Wärter weit und breit zu sehen war, kraxelten wir schon einmal den Berg zum Ostfriedhof herauf und warteten. Wir sind davon ausgegangen, wenn die Kunde die Runde macht, dass Touristen samt Touristenpolizei eingetroffen seien, würde kurzerhand ein Wärter auftauchen, so kennt man es ja von abgelegenen Sehenswürdigkeiten, aber dieser ließ uns eine verdammt lange Zeit dort stehen. Wir genossen schon einmal die schöne Aussicht und fotografierten ein paar Überreste von Farbreliefs, die wir beim Herumstromern gefunden haben. Irgendwann kam ein weiteres Polizeifahrzeug und noch viel später kam auch ein Wärter, der uns über Telefon erklären ließ, dass die Gräber geschlossen seien. Damit waren wir nicht einverstanden, da im offiziellen Preiskatalog der Regierung die Gräber aufgeführt waren. Also schalteten wir erst einmal auf stur und blieben oben stehen und warteten darauf, dass der Wärter auch den Berg heraufkraxelte. Er erklärte uns, dass die Gräber nur zugänglich seien, wenn man eine Genehmigung der Antikenverwaltung hätte, die man an einem Freitagmittag selbst mit gutem Willen nicht bekommen würde. Klar, die Regierung hat schließlich freitags und samstags wegen Wochenende geschlossen. Wir versuchten zwar mit etwas Bakschisch in die Gräber zu gelangen, aber der Wärter wollte dem nicht nachgeben und wir verließen widerwillig den Berg. Muss man nicht verstehen, dass man offiziell Eintrittskarten kaufen kann und dann ist die Sehenswürdigkeit trotzdem geschlossen.

Was wir nicht wussten, es gibt zwei Friedhöfe. Der Ostfriedhof ist für Touristen geschlossen, aber zum Westfriedhof darf man. Also fuhren wir sofort um den Berg herum und „freuten“ uns darauf, dass wir wieder Treppenstufen erklimmen durften. Aber da mussten wir dann durch, wenn wir die Gräber aus der 5. Dynastie sehen wollten. Letztendlich wird man ja immer mit schönen Gräbern belohnt.

Bevor wir uns aufmachten, folgten wir dem Ruf der Natur und gingen in das Wärterhäuschen. In dem einen Raum lag ein Toilettentopf und unzähliges Gedöns herum, na ja, dies wird wohl nicht die aktuelle Toilette sein, also ging ich auf die Tür links daneben zu und versuchte, diese zu öffnen.  Man klemmte die Tür und ich rüttelte erneut an der Tür, als ich bemerkte, dass die Toilette besetzt war und sich deshalb nicht öffnen ließ.   Als der Beamte die Toilette verließ und ich rein durfte, wäre ich gerne wieder auf dem Absatz umgedreht. Kurz überlegte ich die Optionen: A: Angewidert schnell alles zu erledigen, was zu erledigen sei oder B: hoffen, dass ich es bis zum nächsten Stopp aushalte. In Anbetracht der Treppen wählte ich Option A. Nichts gegen ägyptische Toiletten, die kennt man ja noch vom Schwimmbad der 70iger Jahre und sind m. E. hygienischer, als die Toilettentöpfe, vorausgesetzt, dass das Bad auch mal hin und wieder gesäubert wird. Hier wurde schon seeehr lange nicht mehr geputzt und die Tür ließ sich auch nicht von innen verschließen.  Aber Verena hielt Wache und ich dann bei ihr. Was war ich froh, dass ich mein Hygiene-Gel dabei hatte und mir danach eine ordentliche Portion davon auf die Hände verteilten konnte.

Von oben hatten wir auch noch einen sehr schönen Blick auf einen farbenfrohen Friedhof.

Am späten Nachmittag trafen wir dann in unserem Hotel ein, wo uns ein überaus freundlicher Rezeptionist empfing. Als ich sagte, dass wir 2 Doppel- und 2 Einzelzimmer benötigen, raunzte er mich an, dass das Hotel ausgebucht sei. Ich erklärte ihm freundlich, dass wir reserviert hätten, überreichte ihm unsere Pässe und fragte darüber hinaus, ob er auch mein Residentenvisum benötigte und er knallte mir ein „only cash“ vor den Kopf. Wiederum erklärte ich ihm, dass ich ihn nicht gefragt habe, ob ich mit Visa zahlen könne, sondern ob er mein Visum benötige. Augenverdreh. Der Kunde ist König oder ein Hotel ist ein Servicebetrieb, davon hat er wohl noch nie etwas gehört.

Wir wollten nur kurz unser Gepäck auf die Zimmer bringen und uns dann zum Essen treffen. Es dauerte ein wenig länger, da unser Sicherheitsbeauftragter ein Problem damit hatte, die Zimmertür zu öffnen. Er probierte es immer wieder und rief dann aufgeregt nach seinem Kollegen, der gerade die Mädels hinaufbegleitet hatte. Sein Kollege gab ihm einen Tipp und unser junger Mann probierte erneut, die Tür zu öffnen. Fehlanzeige, wieder tat sich nichts. Wir grinsten uns einen und ihm war es wohl tierisch peinlich und er rief wieder seinen Kollegen, um Hilfestellung zu bekommen. Keine Ahnung, wo das Problem war, es gab nur 2 Schlüssel am Schlüsselbund und nur ein Schloss. Allzu viele Möglichkeiten, eine Tür damit zu öffnen gab es nicht. Irgendwann bekam er es auf die Kette und wir konnten uns kurz frisch machen und dann zum Treffen gehen. Wir gingen auswärts in einem kleinen Restaurant, wo wir leckeres ägyptisches Essen bestellen konnten. Nach dem Essen hat die Reisegruppe sich im Dachgeschossrestaurant eingefunden, eigentlich sollte dort die Dachterrasse gewesen sein, aber die haben wir nicht gefunden, also haben wir uns einfach dort hingesetzt und ließen den Tag Revue passieren.

Dass die Nacht nicht so ruhig vonstatten gehen würde, wie die Nacht zuvor, ahnten wir bereits. Die Mädels hatten Bedenken wegen der Moschee, die auf deren Seite des Flurs war und wir hatten Bedenken, da unser Zimmer zur Bahnhofseite hinausging. Gefühlt alle 5 Minuten bretterte ein Zug durch unser Zimmer. Wer schon einmal in Ägypten war, weiß, dass die Züge nicht einfach nur fahren, nein, sie müssen dies 5 Minuten vorher schon durch sehr lautes Gehupe kundtun. Äh, nicht nur 5 Minuten vorher, ich sollte besser sagen, 5 Minuten lang. Kaum ist der Zug endlich weg, kommt der nächste Zug angefahren und das Getröte geht von vorne los. Ich glaube, es sind dort mehr Züge nachts unterwegs, als am Tage. Denn als wir ankamen, habe ich keinen Zug wahrgenommen. Es war eine sehr erholsame Nacht *Ironiemodus aus*.

4. Tag 20.03.2022

Das Frühstück im Hotel war ein wenig gewöhnungsbedürftig. Irgendwie bekamen wir alle Lunchpakete zum Essen. Eine große Portion Foul-Bohnen war dabei, Fladenbrot mit Fetakäse und Marmelade und Eier. Dazu konnte man Tee oder Kaffee bekommen, wenn man lange genug wartete. Egal, wir wurden satt und wir machten uns zur nächsten Besichtigungsrunde auf.

In der Beschreibung stand schon, dass der Aufstieg wegen sandigem Boden schwierig wäre. Patty und ich haben im Vorfeld schon beratschlagt, dass wir uns den Aufweg erst einmal ansehen, bevor wir ihn in Angriff nehmen würden. So, nun standen wir vor vielen von Sandwehen zugeschütteten Treppenstufen. Unsere Treppenphobie ist über Nacht nicht besser geworden. Wiederholt stellten wir uns die Frage, warum mussten die Ägypter eigentlich ihre Gräber immer so weit oben ansiedeln? Jetzt mussten wir nicht nur Treppenstufen steigen, nein, nun mussten wir über nicht mehr sichtbare Stufen, die mit feinem und losem Sand verweht waren, stapfen. Dies erschwerte den Aufstieg ungemein und ging dermaßen in die Muskeln, dass wir mit jedem Schritt langsamen wurden. Das Leben ist kein Ponyhof, also Zähne zusammengebissen und weiter. Wir hatten ja keine Zeitvorgabe, bis wann wir oben angekommen sein mussten.

Den ersten Teil der dortigen Gräber aus der 12. Dynastie zu erreichen, war zwar anstrengend, aber nichts gegen das, was danach noch kam, aber dazu später.

Die Gräber, die wir zu sehen bekamen, lohnten den Aufstieg, Es waren wunderschöne Reliefs dort zu sehen. Diese Farbintensivität war einfach nur schön. Auch fand ich Reliefs, die ich so in der Form zuvor noch nie gesehen habe. Hier ein Potpourri aus den ersten 4 Gräbern, die nicht der Reihenfolge nach eingefügt wurden, sondern nach Themen. Im ersten Grab merkte Verena, dass ein Wärter uns wohl fotografierte und ich bekam beim Herausgehen nur mit, wie Patty Verena fragte, ob es dieser Wärter gewesen sei? Ein älterer Wärter, der von einem der Polizisten Hilfe beim Hochgehen des Berges erhielt. Er sah eigentlich nicht so aus. Unser Guide Ahmed bekam einen kurzen Hinweis von mir und er fragte den Wärter, ob er uns heimlich fotografiert hätte. Er stritt dies sofort ab und meinte, er hätte die Polizei fotografiert. Ah ja, ist klar! Ahmed ließ sich dann kurzerhand das Handy des Wärters zeigen und siehe da, plötzlich sahen wir keine Polizisten in der Galerie, sondern uns. Der Wärter durfte dann zähneknirschend die Fotos von uns löschen. Solche Szenen werden wir auf der weiteren Reise noch öfters haben. Wenn man uns fotografieren möchte, darf man uns fragen, aber heimlich aufgenommene Fotos, gehen gar nicht.

Auch schon im Alten Ägypten freute man sich über eine leckere Gänsekeule. Auf dem Relief wurde die Gans bereits gerupft.

In einem anderen Grab geht es jemandem an den Kragen oder sollte ich besser sagen, an die Gurgel?

Auch einige Tierszenen waren in den Gräbern zu sehen, wie z. B. die Geburt eines Kälbchens, ein Löwe, der ein Kalb reißt, ein säugendes Kalb, Hunde gab es auch bereits im Alten Ägypten. Der Wiedehopf wird an anderer Stelle noch eine kleine Hauptrolle spielen, hier mal ein Relief aus einem der Gräber:

Was ich jedoch zuvor noch in keinem Grab bewusst wahrgenommen habe, waren Reliefs von ausgehungerten Personen. In diesem einen Grab waren mehrere Szenen zu sehen, wo die Viehhüter extrem ausgemergelt waren:

Auch konnte man in einem der noch nicht fertiggestellten Gräber sehen, wie man damals die Reliefs anfertigte. Erst hat man ein Gitter auf die vorbereitete Wand aufgebracht und dann nach genauen Vorgaben die Reliefs übertragen. Die Proportionen sollten ja stets einheitlich sein und dies war mit Hilfe des Gitters einfacher.

Auf diesem Weg nahm das „Unglück“ seinen Lauf. Wie man auf dem nachfolgenden Bild sieht, waren hier keine Treppen mehr vorhanden und wir mussten durch den tiefen Sand laufen, um zu den beiden letzten Gräbern zu gelangen. Wenn der Weg vorher schon anstrengend war, war er jetzt mehr als anstrengend. Aber da wir zuvor schon mit tollen Gräbern belohnt worden sind, gab uns das neuen Antrieb, auch den Rest des Weges zu schaffen. Als wir beim ersten Grab ankamen, mussten wir feststellen, dass die Eingangstür bis zu ¾ von der Sandwehe verschüttet war. Hier war definitiv kein Reinkommen. Der Wärter beruhigte uns und teilte mit, dass wir vom zweiten Grab auch in das erste Grab gelangen können, da es eine Verbindung gab. Also ging es weiter zum Eingang des zweiten Grabes. Der Sand wurde immer tiefer, immer feiner, immer lockerer und ich sackte nahezu bis zu den Knien bei jedem Schritt ein. Als es dann auch noch eine Anhöhe hoch ging, machte ich einen Schritt vorwärts und zwei zurück. Nee, so wird das nichts. Ich versuchte es immer wieder, aber es gab für mich kein Fortkommen. Meine Beine waren im Sand wie festbetoniert und ich fiel von einem Lachkrampf geschüttelt vornüber auf alle Viere. Dann krabbele ich halt die restlichen 3 m zum Eingang. Ich war aber nicht die Einzige mit einem Lachflash. Patty war hinter mir und wollte mir schon anbieten, mich zu schieben, als Hilfe nahte. Ahmed ist wohl aufgefallen, dass zwei seiner Schäfchen fehlten und kam noch einmal aus dem Grab und bot mir seine Hand an, um mich ins Grab zu ziehen. Ganz ehrlich, ich glaube, ich hätte es alleine nicht geschafft und wäre zur Not im Sand hocken geblieben. Oh man, das nennt man Besichtigungen mit vollem Körpereinsatz. Aber auch hier lohnten sich die Strapazen.

Wie man sieht, ist das Grab auch nicht fertiggestellt worden und man kann auf den nächsten beiden Bildern noch gut die Vorzeichnungen sehen. Unser Freund, der Wiedehopf, ist auch wieder da.

Wir haben es geschafft und dürfen nun die Sanddüne wieder hinuntergehen, dies machte wenigstens richtig viel Spaß.

Unten angekommen, mussten wir erst einmal alle unsere Schuhe vom feinen Sand befreien. Verena setzte sich kurzerhand auf die Straße und wurde von einem kleinen Hundewelpen inspiziert. Der Vater blieb in der Nähe und passte auf seinem Junior auf, bleib aber ganz ruhig, da er offenbar keine Gefahr für den Kleinen spürte.

Jetzt führt uns unser Weg nach Amarna und Patty bekam ihr zufriedenes Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht. Amarna ist ihr Steckenpferd und sie hat sich auf diesen Programmpunkt schon so sehr gefreut. Wir können froh sein, dass sie nicht aus dem noch fahrenden Bus gesprungen ist, als wir am kleinen Aton-Tempel vorbei kamen. Klar haben wir auch gehalten, damit sie ein paar Fotos machen konnte.  Man kann deutlich sehen, dass das Meiste im kleinen Aton Tempel restauriert wurde. Die Lehmziegelmauern rechts, links und im Vordergrund  befinden sich noch im Originalzustand.

Wo ein kleiner Aton-Tempel ist, kann ein großer nicht weit entfernt sein, auch dort haben wir einen kleinen Fotostopp eingelegt. Da dort gerade aktuelle Grabungen stattfanden, durften wir offiziell nicht das Gelände betreten. Offiziell, aber wir wagten uns ein paar Meter vor und schauten uns um. Aber unsere Anwesenheit blieb nicht lange unentdeckt und ein freundlicher Mitarbeiter machte uns darauf aufmerksam, dass wir dort nicht herumlaufen dürften. Okay, kein Problem, dann gehen wir halt wieder, wir haben ja sowieso keine Zeit, da ja die Gräber von Amarna auf uns warteten und wir waren schon etwas spät an der Zeit.

Für Patty sollte es aber noch besser werden: Wir holten einen Wärter ab und es ging zum Royalen Grab. Das Royale Grab liegt ca. 10 km von den anderen zugänglichen Gräbern entfernt und unterwegs musste der Wärter noch den Generator anwerfen, damit wir Licht im Grab haben.

Unten am Grabeingang angekommen, wollte mir der Wärter den Schlüssel in die Hand drücken, damit ich das Grab öffne. Kurzerhand gab ich den Schlüssel an Patty weiter und sie wusste gar nicht, wohin mit ihrer Freude. Auf einem Foto sieht es so aus, als würde sie tatsächlich vor Freude hüpfen. Im Grab konnten wir natürlich die typischen Merkmale der Amarna-Zeit erkennen. Die Sonnenscheibe mit ihren Sonnenstrahlen begleitete uns. Im königlichen Grab wurde lediglich die Tochter Meritaton von Echnaton und Nofretete bestattet. Die Arbeiten in der eigentlichen Königsgrabkammer waren nicht zu Ende geführt worden. Dort, wo sich die Kartusche von Echnaton befand, konnte man erkennen, dass diese ausgemeißelt wurden.

Auf dem Rückweg zu den eigentlichen Gräbern, wurde noch ein kurzer Fotostopp an einer der Grenzstelen gemacht.

Weiter ging es zu den Nordgräbern, wo insgesamt 4 Gräber zu besichtigen waren. Aber ohne Fleiß, keinen Preis. Um diese sehen zu können, mussten knapp 300 Stufen wieder nach oben gelaufen werden.

Die Reliefs sind dort einfach einmalig. Das Motiv der Sonne mit den Händen oder den Ankh-Zeichen am Ende der Sonnenstrahlen findet man dort immer wieder. Auch das Königspaar ist in den Reliefs verewigt worden. Man sieht sie z. B. auf einem Streitwagen fahren.

Nach 2,5 Stunden mussten wir leider Tell el Amarna verlassen, sehr zum Leidwesen von Patty, die eigentlich gar nicht mehr weg wollte.

Da es aber in Beni Hasan noch sehr schöne Reliefs zu bewundern geben sollte, ließ sie sich überreden, den Bus wieder zu betreten und ab ging es ins knapp 1 Stunde entfernte Beni Hasan.

In Beni Hasan gibt es insgesamt 39 Felsengräber. Dort wurden die Gaufürsten der 11. und 12. Dynastie bestattet. Auch fanden 900 Beamte dort ihre letzte Ruhe, allerdings nur in sog. Schachtgräbern. Von den Gaufürstengräbern sind nur ca. ein Drittel dekoriert, aber diese Gräber haben es in sich.

Wieder einmal mussten ca. 300 Stufen hochgetrabt werden, um die schönen Reliefs betrachten zu können. Man musste den inneren Schweinehund ankeifen, damit er sich in Bewegung setzte.

Von oben hat man einen schönen Ausblick über die Nilebene. Berühmt ist insbesondere ein Grab in Beni Hasan, wo man Ringkampf-Szenen zu sehen bekommt. Was vor allem in den Gräber auffällt, dass diese überraschend groß und hoch sind. Von der Höhe erinnern sie mich stets an das Rechmire Grab in Luxor. Neben den Ringkampf-Szenen kann man noch Handwerker bei der Arbeit zu sehen, auch Landwirtschaftszenen sind dort abgebildet. Eine Jagd auf Wüstentiere und eine Belagerung einer Festung kann man ebenfalls sehr gut erkennen.

Leider reichte die Zeit nicht mehr aus, um noch den Speos Artemidos zu besichtigten, der direkt in der Nähe lag. Die Wärter wollten Feierabend machen und so gaben wir nach und fuhren Richtung El Minya und gingen erst einmal essen, bevor wir im Hotel eincheckten.

Wir haben uns nach dem Einchecken noch einmal kurz in der Hotellobby betroffen, sind aber dann etwas geplättet auf unsere Zimmer gegangen. Patty hat sich ja gar nicht mehr einbekommen, ob des schönen Zimmers. Das Highlight für sie war die großen Regendusche. Ich weiß ja nicht, ob wir ihr Glauben schenken sollen, aber sie hat jedes Mal eine geschlagene dreiviertel Stunde unter der Dusche verbracht, da sie ihr einfach so sehr gefiel.

5 . Tag 21.03.2022

Heute ging es erst einmal wieder ganz relaxt los. Frühstück gab es um 7 Uhr und Abfahrt war für 8 Uhr geplant. Unser erster Programmpunkt war das Museum in Mallawi, wohin wir ca. 1 Stunden benötigten.

Das Museum besteht aus 3 Sälen und die meisten dort ausgestellten Funde stammen aus Tune el Gebel, wo wir gleich auch noch unsere Aufwartung machen werden. Es gab im Museum ein paar sehr schöne Stücke zu sehen. Das einzige was nervte, oder sollte ich sagen, der einzige, der nervte, war ein Museumsangestellter, der uns mit einer Kamera verfolgte und uns von hinten, ja richtig gelesen, von hinten fotografierte. Was sollte das denn bitte? Wir stellten ihn zur Rede, warum er die ganze Zeit mit einer Kamera hinter uns herläuft und er erklärte uns, dass er die Bilder für die Museumshomepage benötigte. Ich gab ihm noch mit auf dem Weg, dass man uns vielleicht einfach mal fragen könnte, ob er uns fotografieren dürfe und ob wir Fotos von uns auf der Homepage zu sehen wünschen. Zack war der Typ verschwunden und ich habe keine Fotos von uns auf der Homepage feststellen können. Aber ich konnte sehen, dass sie offenbar öfters Gäste von hinten fotografieren, um die Fotos dann einzustellen. Muss man nicht verstehen.

Nach dem Museumsbesuch machten wir uns auf, um uns Tuna el-Gebel anzusehen. Tuna el-Gebel ist für seine Tierkatakomben berühmt. Dort fand man in unterirdischen langen Katakombengängen unzählige Ibisse und Paviane, die zum Teil sehr liebe- und kunstvoll in Mumienbinden eingewickelt wurden. Im Eingangsbereich wollte ein verspielter Hund allerdings zunächst unsere Aufmerksamkeit.

2 Fotos aus dem Mallawi Museum füge ich mal zum näheren Verständnis bei, damit man en paar Beispiele der dort gefundenen Tiermumien sieht.

Ansonsten kann man in Tuna el-Gebel noch das Grab der schönen Isodora sehen und das Grab des Thot-Priesters Petosiris, welches eher an einen kleinen Tempel erinnert.

Unsere Verena wollte unbedingt noch eine weitere Grenzstele sehen und nachdem wir Tuna el-Gebel verlassen hatten, kamen wir auf der Straße an einer Grenzstele vorbei und sie hüpfte aus dem Bus und wir sagten ihr, dass sie sich beeilen müsse, da wir ansonsten unser restliches Programm nicht mehr schaffen würde. Es war ja schon Mittag und 3 weitere Programmpunkte standen noch auf dem Plan. Sportlich, wie Verena ist, joggt sie leichtfüßig durch die Wüste zu den Stufen, die zur Grenzstele führte. Wir guckten nur mit offenem Mund zu, wie sie auch noch im Dauerlauf die Stufen hochflitzte. Auf den letzten Stufen hatte sie dann doch noch zu kämpfen, aber sie machte das begehrte Foto und kam wieder zurück zu Bus und wir setzten die Fahrt fort.

Aber bevor wir überhaupt zu den Gräbern gelangten, fuhren wir durch eine kleine Ortschaft und irgendwann ging es nicht mehr weiter, da vor uns nur noch ein Trampelpfad lag. Zusammen mit unserer Polizeieskorte, die meinte, die Gräber wären ca. 1 km entfernt, liefen wir auf dem Pfad und genossen die Ruhe und die Umgebung von Felsen, Feldern und Tieren.

Damit auch die Herren der Schöpfung nicht zu kurz kommen, ein bisschen Technik.

Lediglich ein aufmüpfiger Wiedehopf trieb unsere Verena in den Wahnsinn. Sie wollte doch nur ein Foto von ihm haben und immer, wenn sie sich ranpirschte, machte er sich vom Acker und sie flitze ihm wieder hinterher. Dieses Spiel wiederholte sich einige Male. Am Ende blieb Verena die Siegerin und schaffte es, ihn zu fotografieren. Ich meine sogar, in einer eindeutig zweideutigen Situation mit Frau Wiedehopf.

Vor der nächsten Sehenswürdigkeit hatten Patty und ich auch noch etwas Manschetten. Im Reiseführer hieß es, dass das Gelände hügelig sei und Absturzgefahr bestehen würde. Super, mal eben in Ägypten sterben, wollten wir eigentlich nicht.

Nun konnten wir langsam mit dem harmlosen Aufstieg zu den Felsengräbern aus der 4. und 5.  Dynastie beginnen. Die dortigen Gräber sind lang und sehr schmal und irgendwie wollten sich immer gefühlt 10 Polizisten/Militärs und Wärter mit ins Grab drängen und wir baten sie freundlich, doch einfach draußen zu warten, da es uns zu voll sei. Es würde doch ausreichen, wenn ein Wärter mit uns in das Grab käme. Zähneknirschend zogen sie sich vor das Grab zurück. Es wäre ja langweilig, wenn man es für die nächsten Gräber begriffen hätte, aber nein, es drängte sich wieder alles in die Gräber rein. Also wieder von vorne, bitte wartet draußen, wir möchten uns vor Corona schützen und möchten unseren Sicherheitsabstand einhalten, was nicht geht, wenn das Grab bis auf den letzten Zentimeter mit Menschen gefüllt war. Dies hat der eine Beamte dann offenbar verstanden und wir konnten in Ruhe die restlichen Gräber ansehen.

Am Ende der Besichtigungen fragten wir uns, wo der Weg denn „gefährlich“ gewesen sei. Absturzgefahr bestand nur dort, wo in einer unteren Ebene ein weiteres Grab war. Aber wenn man die Augen offenhielt, konnte eigentlich nichts passieren, da sind wir schon andere Sachen gewöhnt.

Ein Offizier wollte ein Foto von uns auf der Treppe haben und wir haben uns dekorativ aufgestellt und er durfte seine Fotos schießen. Dies blieb nicht das einzige Foto, was dort von uns noch geschossen wurde. Anschließend gingen wir zum Bus, der – oh Wunder – einen anderen Weg gefunden hat und wir mussten nicht den Kilometer zurück laufen. Auf dem Weg zum Bus kamen wir an einer „Minz-Plantage“ vorbei, die sich direkt hinter dem Wärterhäuschen befand.

Ganz ekelig fanden wir das Grünzeug, was von Spinnenweben überzogen waren. Es versteht sich von selbst, dass ich aus weeeeiter Entfernung das Bild gemacht habe.

Die Bauern waren mit ihrer Arbeit beschäftigt und wir kamen u.a. an einem Unterstand von jungen Kühen vorbei und die mussten wir einfach fotografieren. Die sahen alle so niedlich aus.

Dort fragte uns einer der jungen Männer, ob er uns fotografieren dürfe und er wollte auch noch ein Selfie mit mir. Was möchte der junge Typ mit einem Selfie zusammen mit einer – aus seiner Sicht – sicherlich alten Frau, wo doch neben mir ein junger Hüpfer rumlief. Schade, das Selfie hätte ich gerne gehabt, dies sah auf dem ersten Blick gar nicht so schlecht aus.

Irgendwie versteckte sich die nächste Sehenswürdigkeit und wir fuhren zunächst in die falsche Richtung. Azab fragte unterwegs ein paar Jungs nach dem Weg und wir wendeten und fuhren den Weg wieder zurück. Es ging durch ein kleines Dorf und durch enge Gassen, mitunter sehr enge Gassen. Irgendwann fuhr der Fahrer in einen dermaßen kleinen Weg rein, dass ich Sorge hatte, ob wir dort jemals wieder rauskommen würden. Zum Wenden war nämlich kein Platz und auch rückwärts wäre es ziemlich schwierig, dort um die Ecke zu kommen. Links neben uns befand sich ein Blumenbeet und rechts neben uns eine Baracke und wir sollten aussteigen. Vor uns lag nichts – gar nichts und ich überlegte schon, wohin wir nun gehen. Da ich das Programm kannte, suchte ich nach dem markanten Berg, aber weit und breit war nichts zu sehen und ich fragte mal unauffällig nach, wo wir denn wären und die Antwort war „unser Ziel“. Okay … ich wusste ja nicht, dass wir einen Fußweg durch die Walachei machen mussten, um dorthin zu gelangen. Sicherheitshalber wollten wir Mädels einen Boxenstopp machen und gingen in die Baracke, und wären am liebsten wieder ganz schnell umgedreht. Nach dem Weg brauchten wir gar nicht zu fragen, der „Duft“ wehte uns schon entgegen und wir ahnten, was uns erwarten würde. Unsere Erwartungen wurden noch übertroffen. Auf meiner persönlichen Top-Ten-Liste der negativen Toiletten, rangiert diese ganz weit oben. Wir überwanden unseren Ekel und erledigten, was es zu erledigen gab, ließen die Desinfektionsflasche einmal rundgehen und wir waren für die nächsten Besichtigungspunkte bereit. Unser Weg führte an den Siedlungsresten eines römisch-koptischen Dorfes vorbei, wo man noch vereinzelte Mauerreste erkennen konnte.

Unmittelbar vor dem Berg konnten wir die Überreste eines Amun Tempels aus dem Neuen Reich besichtigen. An einer Stelle gab es noch Säulenbasen, einen Altar zu sehen.

Bereits ab der 4. Dynastie wurden dort Gräber in den Felsen geschlagen. Priester aus der 21. und 22. Dynastie fanden hier auch ihre letzte Ruhestätte. Im neuen Reich wurden frühere Gräber in Kapellen für Amun und Sobek umgewandelt. So verwunderte es uns auch nicht, dass wir in einem der Kapellen 2 Krokodile vorfanden.

Von oben hatten wir einen schönen Blick über das Dorf. Eine koptische Kirche war gut sichtbar und die Dorfbewohner legen viel Wert auf ihre Tiere, man beachte den getapten Esel. 😉

Wir wurden im Übrigen nicht nur von den Wächtern auf 2 Beinen begleitet, nein, wir hatten auch die 4-beinigen Tempelwächter im Schlepptau, die sich aber diskret im Hintergrund hielten.

Unser Ruf eilte uns voraus. Wer uns kennt, weiß, dass wir immer die Augen offen halten und den Blick über den Boden schweifen lassen, um bemalte Scherben zu finden. Auch hier wurden wir fündig, wir trauten uns nur, ein Foto von der Scherbe zu schießen, da uns der weiße Hund sehr aufmerksam beobachtete. Mit ihm wollten wir es uns nicht verscherzen.

Vor ein paar Jahren waren Rainer und ich schon einmal an der kleinen Stufenpyramide aus der 3./4. Dynastie. Damals war das Areal noch nicht umzäunt und als wir anhielten, um uns die Scheinpyramide anzusehen, verjagten uns die Wärter. Dieses Mal durften wir offiziell mit einer Eintrittskarte versehen, das Gelände betreten. Dort hat sich in den vergangenen Jahren einiges getan.

Die Pyramide an sich kann man eigentlich kaum erkennen. Wenn man nicht weiß, dass es sich um eine Pyramide handelt, würde man an dem Steinhaufen – ohne einen weiteren Blick zu verschwenden – vorbei gehen. Die Pyramide hat eine Länge von 22 m und ragt ganze 5 m in die Höhe. Ursprünglich muss sie ca. 17 m hoch gewesen sein.

Auf dem Gelände befinden sich auch noch wenige Zeugnisse eines Tempels aus der Zeit der Pharaonen Amenophis III – Ramses II. Im Felsen wurden einige Gräber aus dem Alten Reich und Neuen Reich gefunden. Besichtigen kann man heute das Grab des Nefersecheru, der königlicher Schreiber und Vermögensverwalter war.

Im Anschluss an unserer Besichtigung dort, haben wir uns noch einen Teil des Friedhofs angesehen.

Nun waren wir froh, dass wir wieder zurück in unser Hotel durften. Die Dusche wartete auf uns und heute wollten wir mal das Essen im Hotel testen. Wir hatten extra vorher gefragt, ob wir das Essen vorbestellen müssten, was verneint wurde. Umso überraschter waren wir, als wir nach unserer Bestellung gesagt bekamen, dass wir 1 – 1,5 Stunden auf das Essen warten müssten. Angeblich würde die Maccaroni Bechamel so lange brauchen. Man würde ja extra für uns das Essen zubereiten. Na gut, also verkrümelten wir uns auf unsere Zimmer, um die Zeit zu überbrücken. Gut, dass wir noch den einen oder anderen Müsliriegel hatten, um dem Hungertod zu umgehen. Irgendwann trafen wir uns unten wieder und mussten breit grinsen. Sie haben extra für uns gekocht, ja, nee, is klar. Die haben ggfs. für uns extra bei einem Lieferdienst das Essen bestellt, so sieht es eher aus. Die Maccaroni Bechamel wurde im silbernen Behältnis serviert, wie man es aus Deutschland vom Italiener kennt, wenn man eine Bestellung außer Haus aufgibt. Wahrscheinlich wurde sie vorher in die Mikrowelle geschoben, da diese an manchen Stellen kühl war, an anderer Stelle warm und an der dritten Stelle heiß. Die kam nie und nimmer frisch aus einem Ofen. War aber geschmacklich sehr gut. Auch die gefüllten Teigtaschen waren sehr schmackhaft.

6. Tag 22.03.2022

Heute gab es extra eine Besichtigungstour für Verena, die auf Prähistorische Dinge steht. Unsere Tour startete um 7.30 Uhr in El Minya und wir fuhren ins Fayum. Wieder hatten wir unsere Begleitmannschaft dabei, die uns in einem Affenzahn vorausfuhr. Leider werden im Fayum derzeit viele Straßen neu gebaut oder in den Dörfern Wasserrohre verlegt. Als wir so hinter dem Polizeiwagen herfuhren, bremste dieser plötzlich und wich einem über die ganze Fahrbahn verlaufenden Sandhaufen aus, so dass unser Fahrer mehr oder weniger eine Vollbremsung hinlegen musste, um nicht in die Sandanhäufung hineinzufahren. Auch der Rest des Weges war nicht ganz ohne.

Da unser Bus nicht über einen 4-Rad-Antrieb verfügt und den Weg ins Tal der Wale nicht geschafft hätte, mussten wir unterwegs auf einen Jeep umsteigen. Mitten im Nirgendwo trafen wir auf unseren Beduinenfahrer und stiegen um. Rainer hatte eine ganz wichtige Aufgabe und durfte während der Fahrt die mit Klebeband zusammengehaltene Seitenscheibe festhalten. Die Verriegelung der Scheibe war für das Klebeband einfach zu schwer und es sah so aus, als würde sich die komplette Scheibe durch die Wüste verabschieden.

Bevor wir im Tal der Wale ankamen, zeigte uns unser Fahrer, was er so drauf hat und preschte einen kleinen Hügel hoch und als wir oben angekommen waren, stürzten wir ins Nichts hinunter. Wir waren alle so verdutzt und zumindest wir Mädels kreischten spontan und bekamen danach einen Lachkrampf. Auf die Frage, ob wir das wiederholten wollten, nickten wir alle sofort. Es war einfach nur irre und wir versuchten zu filmen. Man achte auf die Betonung, wir versuchten es. Irgendwie war es nicht möglich, zu filmen, sich festzuhalten und gleichzeitig zu atmen und zu kreischen. Auch wenn ich mich wiederhole, es war einfach nur irre.

Aber später kam es noch besser.

Doch zunächst wollten wir uns 2 Stunden im Tal der Wale umsehen. Zunächst gingen wir ins angegliederte Museum, wo wir uns einen kurzen Film ansahen und dann erkundeten wir das kleine Museum. Die Augen von Verena wurden immer größer und wir mussten sie sofort zusammen mit einem Wal-Skelett fotografieren. Es war super interessant auch für uns, die vielleicht mehr auf das ägyptologische Ägypten stehen.

Als wir das Museum hinter uns ließen, gingen wir in das von der UNESCO geschützte Weltnaturerbe, welches 1.760 qm umfasst, umher und guckten uns auf 8 qm die verschiedenen versteinerten Wale, Muscheln, Mangrovenwurzeln und Korallen an. Da wurde man sich erst bewusst, dass dort früher einmal ein Meer war, wo die Wale ihren Lebensraum hatten.

Nach der Besichtigung vom Tal der Wale ging es im Jeep weiter durch die Wüste. An einem Punkte dachte ich wirklich, ich könnte mit meinem Leben abschließen. Da fährt der Beduinenfahrer mit seiner Klapperkiste einen Berg hoch, der eine Ähnlichkeit mit einem Fliegenpilz hatte. Er bretterte den steilen Weg in einem Affenzahn hoch und gab noch einmal richtig Gas, um ich sah nur noch das Hütchen des Fliegenpilzes vor mit, auf das wir gerade mit vollem Tempo drauf zufuhren. Okay, Leute, dies war es dann für uns. Wir zerschellen hier mitten auf dem Berg. Was wir von unserem Platz aus nicht sehen konnten, dass zwischen dem Pilzstängel und dem Hütchen ein klitzekleiner Weg um das Hütchen herumging. Viel Platz war zwischen dem Abgrund und dem Felsen nicht, aber der Jeep passte mit Hängen und Würgen genau dazwischen. Puh, wir leben noch. Es kamen noch ein paar gewagte Manöver. Der Fahrer hatte definitiv Spaß, seine Meute einen Schock nach dem anderen zu bescheren

Gegen ein paar Scheinchen mehr wollte er uns noch ein paar Dinge zeigen, die wir sonst nicht mit im Preis gehabt hätten. So machten wir oberhalb des Fayum-Sees Halt und konnten die Aussicht genießen.

Anschließend ging es zum Wadi el Rayan. Wasserfälle, die sich direkt in der Wüste befinden. Ich lernte die Wasserfälle bereits während einer Reise 2015 kennen und mich hat es – negativ – umgehauen, was man aus den Wasserfällen gemacht hat. Damals befinden sich dort nur die Wasserfälle und sonst nichts. Jetzt hat man dort ganz viele Verkaufshäuschen errichtet, eine Promenade existiert nunmehr auch. Das ist nicht mehr mein Wadi Rayan und war mega enttäuscht. Wir gingen bis vor zu den Wasserfällen, wo auch dieses Mal einige Ägypter sich im Wasser tummelten.

Diesen ungastlichen Ort verließen wir relativ zügig wieder. Auf dem Weg zum Bus habe ich noch einen geflochtenen Korb erstanden, den ich als Handarbeitskorb nutzen möchte. Dies war das einzige Positive, was ich aus Wadi el Rayan mitgenommen habe. Schade, dass man die Stelle so verschandelt hat.

Obwohl die Zeit bereits weit fortgeschritten war und der Tempel wahrscheinlich pünktlich zu unserer Ankunft schließen würde, haben wir es noch probieret, dorthin zu gelangen. Wir hatten mit den Straßenverhältnissen zu kämpfen. Überall in der Region wurden die Straßen aufgerissen, um Rohre zu verlegen. Ständig mussten wir Umwege fahren und so dauerte der Weg noch länger, als geplant. Pünktlich zum Feierabend waren wir dann da. Der Wärter hatte ein Einsehen und ging mit uns noch einmal aufs Gelände und so konnten wir im Schnelldurchgang noch kurz die Tempelanlage besichtigten.

Zunächst gingen wir auf einen kleinen Tempel mit Altar und Löwenfiguren zu. Rechts und links befanden sich Häuser, wo kurze Treppen hinaufführten. In manchen Häusern konnte man noch eine Bemalung der Innenräume erkennen. Auch vor den Häusern befanden sich einige löwenköpfige Sphingen.

Der ptolemäische Tempel wurde aus dunklem Sandstein erreichet und eine schmale Halle mit Papyrussäulen führen zu den 3 Kapellen, die ursprünglich unterschiedliche Gottheiten enthielten.

An der Außenwand des Tempels befand sich ein etwas komischer Schrein, aber seht selbst:

Hier findet man auch griechische Inschriften:

Auf der Rückseite gibt es einen gepflasterten Weg, der durch einen Kiosk mit 8 Säulen in einem Säulensaal überging. Die Säulen liegen auf dem Boden und wurden bislang nicht wieder aufgerichtet. Außerhalb des Tempelareals gab es einen Brunnen:

Nun ging es wieder durch viele kleine Dörfer, wo mir aufgefallen ist, dass hier sehr viele kleine Kinder bereits mit Brille herumliefen und das eine oder andere Kind hat Trisomie. Noch nie sind mir so viele Kinder mit Handicaps in einem kleinen Dorf aufgefallen, ob hier zu nahestehende Familienangehörige vermehrt unter sich heiraten, so dass Gendefekte entstehen? In der Ecke ist es wirklich sehr auffallend gewesen.

Kleine Kinder trugen hier auch bereits ein Kopftuch, was in den jungen Jahren normalerweise auch noch nicht so umgesetzt wird, auch dies verwunderte mich ein wenig.

Bevor wir ins Hotel direkt am Qarun See fuhren, kehrten wir in einem sehr guten Restaurant ein. Wir hatten eine ganze Batterie Kellern um uns herum und der Tisch war sehr schön eingedeckt und wir bekamen zunächst einen Begrüßungscocktail aus Minze und es wurden Dips mit Fladenbrot gereicht. Danach gab es gegrilltes Hähnchen und Buttergemüse etc. pp. Es hat sehr, sehr gut gemundet.

Als wir fertig waren, sollte ich mir die dortigen Zimmer ansehen, falls dies mal eine Alternative zu dem von uns gebuchten Hotel sein könnte. Naja, das erste Zimmer war ja noch okay, bei den anderen hatte ich so meine Zweifel, da wollte ich doch erst einmal das von uns gebuchte Hotel mir ansehen.

Schon vom Fahrer alarmiert, wussten wir, dass es bei der Buchung ein Problem gab. Eigentlich hatten wir 2 Einzelzimmer für die Mädels gebucht und eine Suite für meinen Bruder und mich zusammen mit dem Fahrer und Guide. Den Fahrer wollten sie während unseres Trips nicht aufs Zimmer lassen, weil Ägypter nicht die Suite mit Ausländern teilen durften. Oh, die haben vielleicht Probleme. Die Suite verfügte über 2 separate Schlaf- und Badezimmer, wo ist also das Problem und wir waren immerhin – bis auf den Fahrer – mit einander sogar verwandt/verschwägert. Bereits unterwegs disponierte ich um und die beiden Mädels bekamen die große Suite und die beiden Einzelzimmer gingen dann einmal an den Fahrer und Guide und das andere an meinen Bruder und mich. Einzelzimmer war eine komische Bezeichnung. Es gab zum einen ein großes Schlafzimmer mit 2 Betten und im großzügigen Wohnbereich noch ein weiteres Bett. Platz ohne Ende war dort. Das Personal war zufriedengestellt und wir konnten uns langsam zurückziehen. Am nächsten Morgen bekamen wir unser Frühstück aufs Zimmer geliefert.

7. Tag 23.03.2022

Heute konnten wir uns etwas Zeit lassen und verließen das Hotel erst gegen 8.30 Uhr. Auf dem Weg nach Kairo wollten wir die eine oder andere Pyramide „mitnehmen“ und wir starteten in Hawara, wo ich schon mehrfach war. Dort ließ Amenemhet III eine Pyramide errichten. Bevor wir zur Pyramide gingen, machten wir einen kurzen Stopp im Open Air Museum, wo man noch ein Relief mit 2 Krokodilen sehen konnte.

Die Pyramide selbst kann man von innen nicht besichtigen, da diese bereits nach wenigen Metern unter Wasser steht.

Wir sind einmal runter zum Kanal gegangen, wo noch ein umgestürztes Reliefbruchstück lag und offensichtlich fanden auch Ausgrabungen statt, denn das, was sich dort aus dem Sand erhob, habe ich zuvor noch nicht gesehen. Auch auf der anderen Seite des Kanals haben ebenfalls Ausgrabungen stattgefunden.

Langsam gingen wir um die Pyramide herum. Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass sie verwitterter aussah, als bei meinem letzten Besuch. Gerade im hinteren Bereich sah sie deutlich mitgenommener aus. Dass die Hawara Pyramide nicht nur aus Lehmziegel besteht, kann man auf dem nächsten Bild gut sehen. Auch große Kalksteinblöcke sind vorhanden.

Auf der Rückseite der Pyramide lagen einzelne Lehmziegel herum. Eigentlich sehen diese gar nicht so schwer auf und Verena bekam mal kurzerhand einen in die Hand gedrückt und – obwohl sie lächelte – ächzte sie ganz schön unter dem Gewicht. Ich habe mich anschließend auch einmal vom Gewicht überzeugt und ja, sie sind schwerer, als sie aussehen.

Auf dem Weg zum Bus mussten wir uns mal wieder einer eingehenden Inspektion unterziehen, ob wir auch keine Tonscherben eingesackt haben. Hundemama mit einer immer größer werdenden Anzahl junger Rowdies kamen auf uns zu. Patty, gut, dass wir die Scherben nur fotografiert haben.

Unsere nächste Pyramide war die von Seostris II in Il-Lahun. 2020 war die Pyramide erstmalig wieder für Touristen freigegeben und damals wäre ich fast im Sarkophag gelandet. Die Story gibt es im Reisebericht „Oasentour 2020“.

Patty, die bisher nie in eine Pyramide gehen wollte, ließ sich überzeugen, dass diese Pyramide eine der harmlosesten Pyramiden ist und traute sich vorsichtig hinein. Ich glaube, sie konnte es selber nicht glauben, dass sie so viel Mut zusammengenommen hat, als sie mir einen letzten Blick zuwarf. Auch die Il-Lahun Pyramide wurde innen aus einem Kalksteinskelett errichten und dann mit Lehmziegeln fertiggebaut. Wie man sieht, sind viele der Lehmziegel mit der Zeit zerbröselt und die Kalksteinblöcke kommen insbesondere an den Kanten zum Vorschein. Ursprünglich war die Pyramide mal ungefähr 110 m hoch, mittlerweile sind davon nur noch knapp 50 m übrig.

Neben der Pyramide befinden sich Mastabagräber.

Als nächstes stand Meidum auf dem Plan. Auch wenn ich nicht in die Pyramide hinein wollte, wurde ich gezwungen, ein Ticket zu lösen, nur um hinter die Schranke zu gelangen. So ein Unsinn, da die Wärter am Eingang der Pyramide sowieso die Tickets kontrolliert hätten. Aber gut, es ließ sich nicht ändern und für mich wurde auch ein Ticket gelöst.

Rainer und Verena machten sich auf dem Weg in die Pyramide, die ich schon aus vergangenen Besuchen kannte und mir von daher sparen konnte. Es gibt Sehenswürdigkeiten, da kann ich auf Wiederholungen verzichten. Die Pyramide von Snofru, auch genannte Falsche Pyramide, reizte mich nicht. Ich blieb mit Patty draußen und wir stromerten schon einmal ein wenig herum So kamen wir auch an der Mastaba 17 vorbei und Erinnerungen wurden wach. Mein persönlicher Alptraum. 2015 habe ich versucht, die Mastaba 17 zu besichtigen. Ich ging als dritte und letzte Person hinein. Da der Gang sehr schmal und niedrig war, musste ich auf alle Viere die schmale Planke entlangklettern und sah dann vor mir eine Hühnerleiter, die in ein Loch führte. Da stand für mich fest, dass ich diese Mastaba nicht bis zur Sargkammer durchlaufen musste und wollte den Rückweg antreten. Da draußen die Arbeiter, die in der Mastaba gearbeitet hatten, standen, wollte ich dies nicht mit der Kehrseite voran tun, sondern wollte mich im Gang umdrehen und vorwärts krabbelnd hinausgehen. Aber irgendwie war es nicht möglich, mich zu drehen. Ein Bein bekam ich herum, das andere blieb stecken. Mehrere Minuten probierte ich es weiter, aber es gab keine Möglichkeit. Ich dachte mir dann, dass es wahrscheinlich einfacher werden würde, wenn ich bis zum Loch krabbele und von dort dann den U-turn vollziehe und siehe da, der Gang wurde an dieser Stelle tatsächlich ein paar Zentimeter breiter und ich konnte mich umdrehen und vorwärts aus die Mastaba krabbeln und sagte nur noch „never, never again“. Die Mastaba 17 war fortan unsere Maßeinheit, um mir zu signalisieren, ob ich in ein Grab gehen konnte oder nicht. Wenn ich zu hören bekam, dass das Grab wie die Mastaba 17 war, blieb ich direkt draußen. Man muss sich nicht alles antun.

Verena kannte die Mastaba noch nicht und ist dann reingekrochen, während wir anderen draußen blieben. Als sie wieder draußen war, war sie froh, wieder an der Erdoberfläche angekommen zu sein, diese Mastaba war schon sehr arg, wie sie sich ausdrückte. Aber ich glaube, dieses Erlebnis werden wir noch toppen können. Wir haben uns dann noch den Taltempel angesehen und sind einmal um die Pyramide herum zurück zum Bus gelaufen.

Sieht nicht schon der Eingang der Mastaba 17 vielversprechend aus?

Schon ein krasser Unterschied zwischen Fruchtland und Wüste.

Nach einer weiteren Fahrt von knapp 2 Stunden kamen in wir in Dashur an. Zunächst sollte die Rote Pyramide von Pharao Snofru besichtigt werden. Verena und Rainer schleppten sich die Stufen zum Eingang hinaus und die können sich ganz schön ziehen, dies habe ich noch in guter Erinnerung.  Von unten sehen die Stufen gar nicht so schlimm aus, aber wenn man dann am Ende die hohen Quader hinaufsteigen musst, spürt man seine Oberschenkel. Da es in der Pyramide einen Stromausfall gab, durften die beiden zusammen mit dem Wärter erst einmal einen Tee trinken.

Patty und ich sind schon einmal langsam um die Pyramide herumgelaufen, um uns den Taltempel anzusehen. Dort steht das einzige Pyramidion, welches aus dem Alten Reich stammt. Es wurde aus einem einzelnen Kalksteinblock gefertigt. Wir gingen also langsam auf das Pyramidion zu, als ohne Vorwarnung ein Wärter hinter einem Steinblock hervorsprang. Mein lieber Herr Gesangsverein, mir ist kurzfristig das Herz in die Hose gerutscht. Damit konnte ja niemand rechnen, wir wähnten uns dort allein. Hier und dort erklärte ich Patty etwas und wir warteten darauf, dass die restliche Gruppe zu uns aufschließen würde.

Von diesem Standpunkt aus, hatten wir einen guten Blick auf die weiteren Pyramiden Snofrus, der offenbar nicht genug bekommen konnte. Vielleicht hätte er cleverere Architekten einstellen sollen.

Auf der Rückseite bröckelt die Rote Pyramide schon sehr. Man kann innen die Steinblöcke gut sehen und davor kamen dann die Kalksteinblöcke zur Verkleidung der Pyramide. Wie man sieht, ist die Verkleidung an großen Teilen einfach herabgesackt.

Hier zunächst die Knickpyramide, wo ich später auch noch mein Glück versuchen werde und die Schwarze Pyramide, die für die Öffentlichkeit offiziell nicht zugänglich ist, möchte ich nicht vorenthalten.

Die Rote Pyramide war jetzt noch die harmlosere Pyramide; ich hatte mich im Vorfeld bereits aus der Nummer herausgezogen, da ich, damit konnte ich mich ja gut herausreden, diese bereits 2015 besichtigt hatte.

Wir standen mal wieder unter Zeitdruck und die ewig gleichen Gesellen stürmten zur Knickpyramide. Irgendwie schwelte es ein wenig in mir und ich bekämpfte meinen inneren Schweinehund, da ich die Knickpyramide noch nicht von innen kannte und trabte den beiden hinterher. Die Stufen nach oben waren okay. Oben hatte sich eine lautstarke Ami-Truppe versammelt. Ich glaube, leise geht bei denen gar nichts. Die schreien und grölen einfach immer herum. Wir warteten, bis die Krakeler die Pyramide verlassen hatten und Rainer und Verena begannen mit dem Abstieg. Ich kam etwas zeitverzögert nach und ausgerechnet dann wollte der Wärter meine Eintrittskarte sehen, dreimal dürft Ihr raten, wo die sich befand. Selbstverständlich im Bus, ich hatte ja gar nicht vor, die Pyramide hinaufzustapfen. Der Wärter hatte ein Einsehen und ließ mich in die Pyramide gehen. Aus der Vergangenheit weiß ich, dass man am besten rückwärts in eine Pyramide reingeht, da dies rückenschonender ist. Also ging ich rückwärts runter und wunderte mich, dass ich oben an der Decke ständig aneckte und die Decke immer niedriger wurde, so dass ein rückenschonendes „Abseilen“ gar nicht möglich war. Ich drehte mich mal kurz um, um nachzusehen, ob sich daran etwas ändern würde, aber dem war nicht so.  Die ersten 20 m habe ich locker genommen und dann habe ich den Turbo eingeschaltet und bin ganz schnell die Hühnerleiter wieder doch. Mir wurde es definitiv dort drin zu klein, die Panik stieg an. Egal, ich habe es versucht.

Gut, der olympische Gedanke zählte, dabei sein ist alles.

Im Nachhinein bin ich auch sehr froh, die Pyramide soll auch nicht ohne gewesen sein. Von der Schwierigkeit her, war diese schon sehr weit oben angesiedelt.

Ich habe mir dann von oben einfach die anderen Pyramiden angesehen, auf die man einen sehr guten Blick hatte. Auch dort haben wir uns den Taltempel, oder was davon noch übrig ist, angesehen.

Bevor wir unser Hotel beziehen, haben wir es vorgezogen, noch in Kairo zu Essen. Das Essen war sehr lecker, die Kellner aber irgendwie zu abwesend, um die Bestellung richtig aufzunehmen bzw. an den Mann oder Frau zu bringen.

Platt vom Tage und vollgefuttert ging es in Hotel, wo wir dann vom Hoteldach uns noch die Sound and Light Show angucken konnten.

8. Tag  24.03.2022

Erst einmal haben wir ein gutes Frühstück auf der Dachterrasse unseres Hotels mit freiem Blick auf die Pyramiden und der Sphinx genossen. Eine kleine Stärkung vor dem bevorstehenden Tag kann nicht verkehrt sein.

7 Stunden haben wir uns insgesamt in Sakkara herumgetrieben.

Wir wären wahrscheinlich schneller gewesen, wenn sich uns nicht auf dem Weg zu den Pyramiden 2 Hundedamen mit einer Riesenschar Hundebabys in den Weg gestellt hätten. Klar, dass wir an dieser Meute nicht vorbei kamen. Direkt am Ticketoffice erwartete uns die erste Hundemama mit ihrem Nachwuchs, der munter vor uns im Sand spielte. Die waren alle so zutraulich, dass wir am liebsten alle eingepackt haben. Die Mama blieb auch die ganze Zeit relaxed, obwohl wir es gewagt hatten, die Kleinen anzupacken. Als wir uns endlich von den Vierbeinern trennen konnten, fuhren wir zum Imhotep Museum, wo bekanntlich die saubersten Toiletten sind. Sicher ist sicher, die nehmen wir noch kurz mit und wer erwartete uns dort? Die nächste Hundemama unten bei uns und ihr Nachwuchs stand oberhalb einer Mauer Spalier und ich kam mir mitten in dem Slogan „bei ARD und ZDF sitzen Sie in der ersten Reihe“ vor. Ein Junges neben dem anderen stand dort und guckten uns an. Mir tat die Hundemama leid, aufgrund dessen, dass das Imhotep Museum derzeit geschlossen ist, werden sich kaum Touristen dorthin verirren und entsprechend wenig Futter fällt an und ich habe ihr meine Butterkekse zum Fressen gegeben. Auch hier hätten wir gerne die Anzahl der Gäste im Bus erweitert.

Zunächst sind wir zur Djoser-Pyramide gegangen und haben uns von oben die Sarkophagkammer angesehen. Der Weg zum Schacht ist recht unspektakulär. Außer ein paar Säulen gibt es dort praktisch nichts zu sehen. Aber der Schacht und der Blick runter auf die beleuchtete Sarkophagkammer sind schon sehenswert. Ob es allerdings ein Zusatzticket für LE 100 rechtfertig, weiß ich nicht so ganz.

Selbstverständlich sind wir wieder um die komplette Pyramide herumgelaufen und haben uns auch die Replik von Djoser im Serdab angeschaut und den Sed-Fest-Hof. Das hässliche Gerüst um die Djoser Pyramide ist zwischenzeitlich demontiert worden.

Der Nordeingang der Stufenpyramide.

Zum Südgrab kommen wir dann etwas später auf unserem Rundgang und dies wurde für uns zu einem großen Ärgernis. Von der Rückseite der Djoser Pyramide hat man noch einen guten Blick auf die Pyramide von Gizeh, die zum Anfassen nah aussehen. Dashur, wo wir gestern noch waren, ist auch nicht weit entfernt. 😉

Jetzt freuten wir uns aber zunächst auf die Unas Pyramide, die wir 2020 am letzten Tag bevor die Flughäfen wegen Corona geschlossen wurden, unter der Hand besichtigen durften.

Patricia war ja jetzt schon durch die Il Lahun Pyramide ein alter Hase und traute sich wieder in eine Pyramide hinein. Die Unas Pyramide geht ja auch nicht tief runter und die Gänge sind gut begehbar, also kein Problem.

Nach der Unas Pyramide haben wir uns noch ein paar Gräber angesehen. Mir persönlich gefallen die Gräber in Sakkara. Da gibt es ein paar sehr schöne Reliefs. Ein paar davon stelle ich hier mal vor. Sie stammen aus den Gräbern/Mastabas Iynefert, Unasanch und Seschseschet Idut.

Nun freuten wir uns auf das Südgrab. Dies hatte letztes Jahr September endlich eröffnet und ich freute mich schon auf die Fayance-Plättchen im Grab. Das Extra-Ticket hatten wir uns gekauft und wir machten uns auf den Weg über viele Treppen nach unten.

Was hat uns an dieser Nummer so aufgebracht? Es hieß, dass wir das Südgrab zu sehen bekommen, wo in einem Gang die berühmten Fayanceplättchen zu sehen sind. Wir stiefeln, sowieso schon treppengeschädigt, die vielen – teilweise sehr hohen – Treppenstufen und zusätzlich noch ein Baugerüst hinunter, um was zu sehen??? Den ollen und höchst verstaubten Steinquader? Das Labyrinth war gar nicht geöffnet, dafür hätte man eine offizielle Genehmigung vom Antikenministerium haben müssen. Na super und dafür sind wir die vielen Treppen runtergelatscht? Hätten wir das gewusst, hätte uns ein Foto von oben gereicht und wir wären definitiv nicht runtergegangen. Das kann einen schon in Rage bringen, wir mussten ja jetzt auch wieder die vielen Treppen raufsteigen.

Lege Dich nie mit einer Patty an. Patty hat nicht nur den Wärter zusammengefalten, sondern jeden Tourist, der das Südgrab besichtigen wollte, vorgewarnt, dass es dort nichts, aber auch rein gar nichts zu sehen gibt. Es lohnt sich nicht, die Treppen hinunter zu laufen, das ist Betrug auf höchstem Niveau. Irgendwie konnte ich mir dann ein Lachen nicht mehr verkneifen, wie Patty da so aufgeregt vor dem Grab auf- und ablief. Eigentlich hätten wir Qualmwolken aus ihrem Kopf aufsteigen sehen müssen.

Nachdem wir uns wieder etwas beruhigt hatten, besuchten wir die Mastaba des Mereruka, ein Highlight in Sakkara. Auch hier findet man sehr viele wunderschöne Reliefs. Da fällt mir eine kleine Anekdote ein von einem überaus unfähigen Reiseführer, der uns 2019 nach Sakkara begleitete. Bei uns heißt er nur noch „never call me again“. Er stellte sich in eben dieses Grab vor einer Reliefwand hin und erklärte uns, dass dies eine Wandmalerei sei!?!?!?! Eine Wandmalerei und verschwand in den nächsten Raum. Ja, wie? Das war es jetzt mit Erklärung? Man muss dazu sagen, dass die komplette Gruppe aus Personen bestand, die schon jahrelang Seminare bei Ägyptologen besucht hatten oder gar auf der Uni als Gasthörer eingeschrieben sind und dann kommt die Erklärung, dies ist eine Wandmalerei? Ich dachte, ich höre nicht richtig. Also gut, dann habe ich mich unvorbereitet an halbwegs vernünftigen Erklärungen der vorhandenen Reliefs gewagt und habe den Reiseführer abgeschossen und die beiden anderen Tage in Kairo auf andere Reiseführer zurückgegriffen. Dies passierte uns heute nicht. Ahmed hat uns alle Reliefs super erklärt. Hier ein paar der wunderschönen Reliefs. Anhand der detailgetreuen Reliefs kann man heute sogar eindeutig die Tiere – insbesondere die Fische – identifizieren.

Anschließend ging es noch zur gegenüber liegenden Teti-Pyramide, ab dem Zeitpunkt habe ich mich kniebedingt selbst aus dem Verkehr gezogen und habe die Gruppe alleine besichtigten lassen. Die Pyramide kannte ich ja bereits und habe sie auch häufig besichtigt, also konnte ich mir die Touristen auf einer Bank vor der Pyramide sitzend ansehen. Was mir aufgefallen ist, das überwiegend spanische Touristen im Badeurlaub-Outfit Sakkara an diesem Tage besichtigt haben. Danach ging die Gruppe noch zu ein paar weiteren Gräbern, die ich ebenfalls schon kannte. Allerdings wunderte ich mich, warum die Gruppe so lange für die relativ kleinen Gräber brauchte. Die Auflösung kam dann anschließend, sie durften sich noch Gräber ansehen, die ich nicht kannte. Na so etwas, jetzt muss ich wohl warten, bis ich Fotos von den neuen Gräbern zu sehen bekommen und beim nächsten Sakkara-Besuch muss ich mir diese dann auch mal ansehen.

Bevor wir uns zum Grab des Ptahhotep aufmachten, wollten wir uns mal die neuen Toilettenhäuschen am Parkplatz ansehen. Da wurden noch fleißig geschraubt und getan und gemacht Aber sie waren angeblich bereits funktionsfähig. Die Tür schloss sich, das Licht blieb aus und ich stand im dunklen Dixi-Klo. Da es ja nicht allzu geräumig war, war es kein Problem, die Toilette zu finden. Das eigentliche Problem kam danach, die Tür ließ sich nicht mehr öffnen und ich stand in der Dunkelheit und guckte bestimmt dumm aus der Wäsche. Zaghaft rief ich dann mal um Hilfe, damit man mich aus meiner misslichen Lage befreite. Ich sollte auf einen Knopf drücken. Den in der Dunkelheit zu finden, war nicht so einfach, aber irgendwann fand ich das lose Teil, was sich Knopf nannte und noch montiert werden musste und ich wurde in die Freiheit entlassen.

Sakkara ohne das Haremhab-Grab zu sehen, wäre ein Sakrileg für Ägyptenfans und selbst Patty raffte sich noch einmal auf, um sich das Grab anzusehen.

Direkt nach unserer Sakkara-Tour gingen wir noch schnell was Essen und waren um 18 Uhr wieder im Hotel. Die Mädels machten sich direkt wieder auf, um auf der Dachterrasse die nächste Pyramidenshow anzusehen.

9. Tag 25.03.2022

Nachdem das GEM noch immer nicht seine Pforten geöffnet hat, hatten wir heute einen leichten Tag vor uns. Erst um kurz nach 9 Uhr fuhren wir vom Hotel ab, um ins Zivilisationsmuseum zu gelangen. Das Zivilisationsmuseum kann ich jeden nur wärmstens empfehlen. Es ist ein sehr schönes Museum und beherbergt nicht nur altägyptische Artefakte, sondern auch einen Auszug aus dem islamischen und koptischen Ägypten.

Mit einem speziellen Fototicket darf man dort auch Fotos fertigen und während des Fotografierens wurde ich auch mehrfach gebeten, das Fototicket vorzuzeigen. Mit dem Handy durfte man ohne weiteres Fotos machen. Eigentlich dachte ich, dass wir an einem Freitag in einem nahezu leeren Museum stehen würden, da die Schulklassen ausbleiben würden und die Leute in die Moscheen zum Freitagsgebet gehen würden, aber weit gefehlt. Das Museum wurde kurz nach unserem Betreten rappe voll. Handys können ein Fluch sein. Überall fühlten wir uns fotografiert – natürlich heimlich. Ein kleiner Junge hat es so auf die Spitze getrieben, dass Patty ohne ein Wort zu sagen, ihm einfach die ganze Zeit um eine Vitrine herum gefolgt ist. Wir anderen haben uns vor Lachen nicht mehr einbekommen, da der Kleine immer schneller wurde und Patty weiterhin hinter ihm her, bis er an Ahmed vorbei kam und er ihm die Leviten gelesen hat. Der junge Freund wird sicherlich die nächste Zukunft keine Touristen mehr fotografieren.

Eine Mutter mit 3 Kindern im Schlepptau kam auf mich zu und fragte mich, ob sie mich zusammen mit ihren Kindern fotografieren dürfe. Okay, wenn sie schon so höflichst ist und fragt, wollte ich sie nicht abweisen. Lustigerweise wollte ein Kind eigentlich gar nicht auf das Foto, er sah eher so aus, als hätte er Angst, neben mir zu stehen. Die Mutter und ich unterhielten uns kurz und hat sich noch ein paar Mal bedankt und zog mit ihren Kiddies von dannen.

Irgendwann kam die Mutter noch einmal auf mich zu, allerdings ohne ihre Kinder im Schlepptau und fragte, ob sie mit mir befreundet sein dürfe. Ich guckte ratlos aus der Wäsche und Ahmed unterhielt sich mit ihr auf Arabisch, übersetzte und gleichzeitig teilte er ihr mit, dass ich keine Zeit dafür hätte und sie verabschiedete sich wieder und ging. Sie wollte mit mir zusammen die jeweilige Sprache lernen.

Was auch sehr gut war, dass die Wärter bei der Vielzahl von Besuchern auf die Einhaltung der Maskenpflicht achteten. Wer aus Versehen seine Maske unter der Nase trug, bekam direkt eine freundliche Ansage, die Maske wieder ordnungsgemäß aufzusetzen.

Natürlich ist eine der Hauptattraktionen des Museums seit April letzten Jahres die Mumienausstellung. Wer hat nicht von der Goldenen Mumienparade gehört oder war gar live vor dem Bildschirm dabei? Ich finde, dass man die verstorbenen Pharaonen sehr gut ausgestellt hat. Die Pharaonenausstellung befindet sich im Untergeschoss und das Licht ist sehr gedämpft. Fotografieren ist dort strikt verboten. Die Wärter passen auch auf, dass man sich dort nur flüsternd unterhält. Wer zu laut ist, wird sofort ermahnt.

Das Museum an sich war ja schon sehr gut, aber der Museumsshop, den man sonst in Ägypten leider kaum vorfindet, war der Knaller. Sie hatten nicht nur Bücher, kleine Andenken etc., sondern auch jede Menge schöne Repliken. Ein Prinzessinnenköpfchen hatte es Patty und mir sofort angetan. Ich wollte Patty den Vorrang lassen, da es reduziert war und sicherlich ein Einzelstück und dann stellte sich heraus, dass sie das Köpfchen noch einmal hatten und ein breites Grinsen ging durch mein Gesicht. Meins, meins, meins, ging es mir nur durch den Kopf. Die Tochter von Echnaton steht nun in meiner Vitrine. Auch das eine oder andere Buch fand auch einen neuen Besitzer.

Als wir ins Hotel zurückkamen, sind Rainer und ich noch zu einem Buchladen gegangen, um dort nach neuen Büchern Ausschau zu halten. Wer mich kennt, weiß, dass ich bei Büchern immer etwas finde, was ich unbedingt benötige und zack haben 3 oder 4 Bücher den Besitzer gewechselt und ich brachte meine Beute ins Hotel.

Abends gingen wir dann nach Pizza Hut, da die halbe Gruppe Lust auf Pizza hatte. Da passierte uns nun dasselbe, wie beim Koshari-Essen. Die Pizza war riesig, aber super lecker. Die Mädels gingen wie jeden Abend auf die Dachterrasse, um die Sound and Light Show sich anzusehen, irgendwie bekamen sie davon nicht genug.

10. Tag 26.03.2022

Unser letztes Frühstück auf der Dachterrasse mit Blick zu den Pyramiden und wir konnten uns gar nicht trennen, so dass wir erst um 10.15 Uhr das Hotel verließen. Nach 5 Stunden waren wir dann in Hurghada angekommen und haben uns im Abu Khadija gestärkt. Zu unserer Gruppe gesellten sich dann auch unsere anderen beiden Fahrer, die eine Tour nach Hurghada hatten. Einer der Fahrer teilte mir dann mit, dass ich noch am Abend nach Luxor weiterfahren sollte, womit ich mal so gar nicht einverstanden war.  Da war das letzte Wort noch nicht gesprochen.

Wir brachten zunächst unser Gepäck in die Ferienwohnungen und dort diskutierte ich mit unserem Guide Ahmed im Hausflur weiter. Auch er hatte keine Lust, nach dem Besuch des Hurghada Museums noch weiter nach Luxor zu fahren. Ihm hat auch die Fahrt von Kairo nach Hurghada gereicht und wollte nochmals das Gespräch mit dem anderen Fahrer suchen. Zunächst konzentrierten wir uns jedoch auf unseren letzten Programmpunkt auf unserer Reise.

Das noch relativ neue Museum in Hurghada haben wir dann von 19 – 20.15 Uhr besucht. Ich muss gestehen, sie haben dort ein paar sehr schöne Stücke stehen. Die Büste der Meritamun ist sicherlich das Highlight des Museums. Einfach nur wunderschön. Zur später Stunde waren wir die einzigen Besucher und wir hatten freie Sicht auf die Exponate. Ein paar der ausgestellten Stücke werde ich Euch nun zeigen.

Nach dem Besuch des Museums stürmten wir noch die Museumsshops – ja, richtig gelesen – Mehrzahl und die Preise waren für ein Museumsshop auch zivil und wir kauften noch das eine oder andere Andenken und es ging zurück zum Ferienhaus.

Wir wussten immer noch nicht, ob wir, der Guide und ich, nach Luxor fahren würden oder nicht. Ein Argument, nicht zu fahren, war der Geburtstag meines Bruders am nächsten Tag und da ich meinen Bruder max. an zwei Tagen im Jahr sehe, wollte ich den Geburtstag zumindest noch mit ihm feiern. Ich sah gar nicht ein, noch an diesem Tage weiterzufahren.

Zusammen mit Patty, Verena und Rainer saßen wir noch in eine der Wohnungen zusammen und warteten auf eine Reaktion von Fahrer und Co., aber es kam nichts. Erst als wir uns bettfertig gemacht hatten, bekam ich ganz nebenbei gesagt, dass wir am nächsten Vormittag fahren würden. Der Fahrer war damit zwar nicht einverstanden, aber da weder der Guide noch ich fahren wollten, musste er in den sauren Apfel beißen und bleiben. So konnten wir noch beruhigt eine Nacht in Hurghada verbringen.

11. Tag 27.03.2022

Am nächsten Morgen mussten wir uns um nichts kümmern. Unser Guide und unsere beiden Fahrer sorgten für ein ägyptisches Frühstück und für eine Geburtstagstorte. Wir aßen gemeinsam und dann gab es noch ein Geburtstagsständchen und Rainer musste die Geburtstagstorte anschneiden, was nicht so einfach war, da diese an der Außenseite aus Keksen bestand, die dann runterfielen, aber die Torte war sehr lecker.

Wenn man schon in Hurghada und in Strandnähe wohnt und noch Zeit bis zum Abflug hat, was spricht dann gegen einen kurzen Aufenthalt am Strand. Wir gingen zusammen mit Ahmed zum Armee-Strand, den sie im letzten Jahr aufgepimpt haben. Bisher ging ich dort nämlich nicht so gerne hin und schwimmen war dort eh sehr schwierig durch das Korallenriff, welches man überqueren muss, um ins tiefe Wasser zu gelangen. Nicht nur, dass die Korallen verdammt scharf sind, wenn man aus Versehen daran kommt, nein, zwischen den Korallen haben sich auch noch Seeigel heimtückisch versteckt. Vorne in Strandnähe ist das Wasser einfach noch nicht tief genug, um vernünftig schwimmen zu können. Deshalb bin ich die letzten beiden Jahre zum Nachbarstrand gegangen, wo man wenigstens Sandstrand hat und nur ein kleines Korallenriff ist, welches man gut umrunden kann. Aber wir waren nicht zum Schwimmen da, wir haben nur auf das Meer hinausgeschaut und uns die Seeluft um die Nase wehen lassen.

Langsam wurde es Zeit, um Abschied zu nehmen. Ahmed, Mohamed und ich fuhren nach einer tränenreichen Verabschiedung zurück nach Luxor, während Azab Patty, Verena und Rainer pünktlich am frühen Nachmittag zum Flughafen brachte. So schnell ging unser Urlaub leider vorbei. Aber, wie heißt es so schön, nach dem Urlaub ist vor dem Urlaub, also hoffen wir einfach mal darauf, dass wir uns irgendwie nächstes Jahr wiedersehen werden.

Es war eine wunderschöne Zeit mit Euch.

Text und Fotos: Andrea Vinkenflügel

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