Ramadantaschen-Aktion 2022

Dieses Jahr verlief die Ramadantaschen-Aktion etwas hektischer, als gewohnt. Dies war dem Umstand geschuldet, dass meine Kurzarbeit beendet wurde und ich wieder full time arbeiten musste und vor Ramadanbeginn eine kleine Reisegruppe auf eine 11-tägige Tour durch Ägypten begleitete, so dass zum Packen der Taschen nicht allzu viel Zeit blieb.

Aber ich wollte und konnte die Menschen auf der Westbank nicht im Stich lassen und habe trotzdem die Aktion durchgezogen. Mein Mann bekam die Aufgabe, die Lebensmittel und die Kuh während meiner Abwesenheit zu kaufen. Es galt ja, keine Zeit zu verlieren. Für diesen Zweck holte ich vor meiner Abreise die gesamten Spendengelder ab, was mich im Nachhinein extrem ärgerte, da der Kurs zu dem Zeitpunkt bei 1 : 16,9 lag. Während meiner Reise ist der Kurs dann von jetzt auf gleich auf 1 : 20,3 gestiegen. Da hätte ich doch glatt ein paar Taschen mehr packen können, aber dies konnte ja niemand ahnen und ließ sich auch nicht ändern. Im Nachhinein ist man immer schlauer. Es war einfach nur sehr, sehr ärgerlich.

Direkt nach meiner Rückkehr musste ich dann nach der Arbeit in 4 Tagen 129 Taschen packen. Ich habe mal versucht zu überschlagen, wie viele Kilos ich hin- und hergeschleppt habe und bin auf ca. 3.200 kg gekommen, kein Wunder, dass ich abends tot ins Bett gefallen bin, aber alle Tüten mussten ja rechtzeitig fertig werden.

Gestern früh wurde dann die Kuh, die wieder auf dem großen Viehmarkt in Armant gekauft wurde, vom Hof meiner Schwiegereltern zu uns gebracht, wo sie dann ihrer Bestimmung zugeführt werden sollte.

Eigentlich wollte ich von der Kuh – wie immer – ein Foto gemacht haben, aber ich musste noch schnell unseren Hund Blacky im Garten anbinden. Ihm wäre es sonst zuzutrauen gewesen, dass er die fleißigen Helfer in die Flucht getrieben hätte. Haus und Hof ist sein Territorium und Unbefugte mag er so rein gar nicht, also war er im Garten besser aufgehoben. Als ich dann endlich zum „Tatort“ kam, hatte man die Kuh bereits auf den Boden gelegt. Die Jungs wollten alles noch vor dem Freitagsgebet erledigt haben und hatten mächtig Gas gegeben. Ich habe ein Foto von der bereits auf dem Boden liegenden schwarz/weiß gescheckten Dame gemacht und kann versichern, dass man ihr bis zu diesem Zeitpunkt noch kein Haar gekrümmt hatte. Mein Mann hatte noch ein Foto von der Kuh zuvor gemacht, aber es ist nicht ganz so gut gelungen, irgendwie fehlt der Kopf auf dem Bild.  

Routiniert und schnell haben die 4 Herren ihre Arbeit erledigt und ich bekam die Fleischportionen abgepackt ins kühlere Haus gebracht.

3 Mädels unserer Familie kamen zu mir ins Haus und ich „verdonnerte“ sie dazu, die letzten 30 kg Bohnen in 1-kg-Tüten abzupacken. Sie waren alle mit Eifer dabei und jede wollte die Waage betätigen. Kurzerhand nahm ich eines der Mädels mit zu den Datteln, wo sie 4 kg Datteln abpacken durfte, die mir noch in den Tüten fehlten, so gab es wenigstens keinen Stress.

Nach dem Freitagsgebet kamen dann nach und nach 3 Tuk Tuks der Moscheen, um die fertig gepackten Taschen abzuholen. Wir packen schnell das Fleisch in die Taschen, verknoteten sie und füllten die Tuk Tuks.

Die Moscheen haben sich wieder mehrfach für die tolle Unterstützung der bedürftigen Familien bedankt. Sie sagten, dass eine Familie ca. 5 Tage von einer Ramadantasche leben könnte. Dies war schön zu hören. So brauchen sich diese Familien wenigstens 5 Tage keine Gedanken über Essen zu machen.

Besonders schön war, dass die Kuh sehr spendierfreudig war und wir konnten nicht nur 129 Taschen mit Fleisch füllen, sondern noch 50 weitere Familien mit einer reinen Fleischgabe bedenken. Heute wird noch nachträglich eine weitere Ramadantasche ausgeliefert, so dass wir insgesamt auf 130 Taschen und 50 Fleischpakete kommen.

Ein wirklich tolles Ergebnis und ich darf allen Spendern, die uns dieses Jahr wieder unterstützt haben, ganz herzlich danken, dass Ihr das möglich gemacht habt. Ohne Euch wäre dies nicht gelungen und die Menschen sind so dankbar über Eure Hilfe.

Blacky, der sich zu einem tollen Hund gemausert hat und brav das Festbinden über sich hat ergehen lassen und sehr ruhig war, obwohl es wie im Taubenschlag zuging, wurde dann auch mit einem Knochen (natürlich habe ich ihn vorher gekocht) belohnt und er war stolz wie Oskar. Danach durfte er wieder frei herumlaufen, wie er es gewöhnt ist.

Text und Fotos (bis auf die stehende Kuh): Andrea Vinkenflügel

2 Antworten auf „Ramadantaschen-Aktion 2022“

  1. Ich habe selten mit einem besseren Gefühl gespendet als bei dir, liebe Andrea!
    Danke für deinen/euren Einsatz! Blacky mit eingeschlossen…
    Andreas aus der Schweiz

    1. Lieber Andreas, dies machen wir sehr, sehr gerne für die Bevölkerung hier und herzlichen Dank, dass Du uns wieder unterstützt hast, um die Aktion zu einem Erfolg werden zu lassen.

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