Reisebericht 07. und 08.03.2024

Gebel el Silsila – Nag´el Ghonemeiya – Monument der sowjetisch-ägyptischen Freundschaft – Qubbet el Hawa – Elephantine – Nubisches Musem

Um 8 Uhr habe ich zusammen mit unserem Fahrer Susanne und Markus in Ramla abgeholt und es ging Richtung Assuan los. Wie immer haben wir versucht, über die Wüstenstraße zu fahren, was eine enorme Zeitersparnis darstellt und auch das Fahrzeug schont, aber leider haben wir nur den ersten Checkpoint geschafft, am 2. Checkpoint mussten wir wieder umkehren und die Puckelpiste über die Dörfer fahren. Die Straße an sich ist ja schon schlimm, aber derzeit werden überall die Straßen aufgerissen, um z. B. Abwasserkanäle zu verlegen, es war Markttag und kurz vor dem Ramadan. Wir haben sage und schreibe 6 Stunden benötigt, bis wir an unserer ersten Sehenswürdigkeit – Gebel el-Silsila – angekommen sind.

Nach der langen Fahrt haben wir uns erst einmal erleichtern wollen. Toiletten für Touristen waren vorhanden, aber lediglich die Version, die man von früher aus den Schwimmbädern kannte. Egal, auch damit kommen wir klar und auf ging es zum Ticketoffice. In Ägypten wurde vor ein paar Monaten beschlossen, dass man nur noch mit Karte Eintrittskarten kaufen kann. Cash-Zahlungen sind nur noch in entlegenen Gebieten möglich. Gebel el-Silsila ist eine von den Ecken, wo noch Bargeld genommen wird.

Ein Wärter und ein Polizeibeamter begleiteten uns auf den Rundgang und der Polizist erkannte mich wieder, naja, ich war ja erst im November mit ein paar Gästen dort.

Gebel el-Silsila ist wunderschön gelegen. Es ist dort sehr ruhig. Auf einer kilometerlangen Strecke wurden auf beiden Seiten des Nils Sandsteinblöcke gefördert. Noch heute kann man hohe Wände sehen, wo die Blöcke aus dem Felsen gebrochen wurden. Die Steinblöcke wurden hauptsächlich für die thebanischen Tempel des Neuen Reichs und für die ptolemäischen Tempel wie in Dendera, Esna, Edfu und Kom Ombo verwandt. Die Ostseite ist für Touristen nach wie vor gesperrt, dort fanden in der Vergangenheit Ausgrabungen der schwedischen Mission statt. Auf der Westseite kann man den Felsentempel von Haremhab und eine Vielzahl von Kapellen besichtigen.

Wir haben mit dem Speos (= Felsentempel) von Haremhab gestartet. Der Tempel ist in den Sandsteinfelsen hineingetrieben worden.

Über dem Eingangsbereich kann man noch seine Namenskartusche unterhalb der geflügelten Sonnenscheibe erkennen. Der Felsentempel ist sehr klein und verfügt lediglich über eine große Querhalle, kleine Nischen und einem Heiligtum.

Da die Nischen, die Stelen und die Statuen erst in der ramissidischen Zeit errichten wurden, muss man sich nicht wundern, dass Chaemwaset, Sohn des Ramses II, in einer der Nischen von dem 30-jährigen Sed-Fest berichtet. Auch Darstellungen an der Außenfassade zeigen Ramses II und III in Begleitung hoher Beamter vor verschiedenen Gottheiten. Das bekannteste Relief stellt den jungen Haremhab dar, der von Thoeris in Menschengestalt gesäugt wird. Amun-Re und Chnum stehen in der Szene daneben. Ich hoffe, dass man dies auf einem meiner Fotos erkennen kann.

Auch kann man Haremhab in einem Relief während eines Siegeszuges sehen. Er zog gegen Nubien in die Schlacht und er wird in einer Sänfte von Soldaten getragen. Gefesselte Feinde werden vorgeführt.

Auf einer Stele berichten Chaemwaset und Ramses II von den Sed-Festen zum 30., 34., 37. und 40. Regierungsjubiläum.

Im Sanktuar (= Heiligtum) sitzen 7 Götter, die nur noch leidlich zu erkennen sind. Von links nach rechts sind Sobek, Thoeris, Mut, Amun-Re, Chons, Haremhab und Thot zu sehen. Haremhab ließ sich dort als Gott darstellen.  

Nach dem Speos Haremhab sind wir den Weg entlang des Nils gegangen und haben unterwegs die verschiedenen Kapellen, Stelen und Graffitis angesehen.

Zuerst kommt man an den drei königlichen Stelen von Ramses V, Scheschonq I und Ramses III vorbei.

Nach und nach sieht man dann auch 32 – andere Quellen berichten von 33 – Kapellen, ich habe sie ehrlicherweise nicht nachgezählt 😉. Die Kapellen wurden von hohen Beamten erbaut. Oberhalb der Kapellen sind meistens die Herrscher erwähnt, unter denen die Beamten gedient haben. In der Kapelle sitzt dann der Beamte. Reliefs zeigen Opferlisten, Reinigungsriten und wie der Beamte eine Mahlzeit zu sich nimmt. Man geht davon aus, dass die Kapellen extra so angelegt wurden, dass sie jährlich von der Nilüberschwemmung „erfasst“ wurden, um dem Besitzer der Kapellen eine ewige Regeneration durch die Nilschwemme zu gewährleisten.

Dazwischen sieht man immer wieder Graffitis von Giraffen, Straußvögeln, ein Krokodil habe ich auch gesehen. Wenn meine Augen mich nicht getrogen haben, habe ich sogar ein Dinosaurier gesehen. Entweder konnte der Zeichner nicht gut zeichnen oder ich habe eine blühende Phantasie.

Was wir leider nicht zu sehen bekommen haben, waren die Nilstelen, die sich am Ende des Steinbruchs befinden. Ein Verbotsschild weist darauf hin, dass man dieses Gebiet nicht betreten darf. Wir waren brav und sind nicht die Treppen zum oberen Felsen hochgestiegen, wo man sonst 4 Nilstelen von Sethos I, Ramses II, Merenptah und Ramses III zu sehen bekommen hätten.

Auf der nicht zugänglichen Ostseite wurden letztes Jahr Fragmente einer Statue gefunden. Der Cousin meines Mannes war Mitglied der schwedischen Mission und hat mir heute noch Fotos davon gezeigt, als ich ihn auf Gebel el-Silsila ansprach.

Anschließend hatten wir noch 70 km vor uns, bis nach Assuan. Unterwegs haben wir noch an einer der Provinzstufenpyramiden in Nag´el Ghonemeiya angehalten. Diese Provinzstufenpyramiden stammen aus der 3./4. Dynastie. Diese hier ist einer der unbekannteren Stufenpyramiden. Bekannter sind die Pyramiden von Kula, Elephantine oder Saujet el-Meitin.

Da uns die Zeit durch die lange Anfahrt langsam davonlief, sind wir schnell zum Staudamm gefahren, wo wir das Denkmal der russischen-ägyptischen Freundschaft besichtigen wollten. Obwohl wir den Staudamm nicht befahren wollten, mussten wir für die gefühlten 20 m, um zum Denkmal zu kommen, auch die Gebühren des Staudamms entrichten. Wir hatten Glück und mussten nicht die Treppen zur Aussichtsplattform hochsteigen, sondern konnten bequem mit dem Lift hochfahren, um die Aussicht auf den Nassersee zu genießen. Auch den Kalabsha-Tempel konnte von man von oben gut sehen. Das Denkmal steht direkt am Nassersee in einem kleinen idyllischen Garten.

Besichtigungen machen hungrig und wir fuhren, bevor wir in unser Gästehaus auf Elephantine eincheckten, erst in ein Restaurant in der Nähe des Bahnhofs, wo es sehr gute Kofte und Linsensuppe gibt. Da hatten wir bereits im November gut gegessen.

Anschließend ließen wir uns zur Anlegestelle bringen und riefen im Gästehaus an, wo man uns dann mit einem Boot abholen ließ.

Das Gästehaus im nubischen Dorf kann ich ruhigen Gewissens empfehlen. Die Betten waren bequem, das Wasser zum Duschen heiß. Sie hatten Seife/Shampoo/Spülung zur Benutzung bereitgelegt. Es war sauber und die Klimaanlage arbeitete einwandfrei. Ein kleiner Kühlschrank war ebenfalls vorhanden. Das Personal war freundlich. Mehr brauche ich nicht.

Wir trafen uns nach dem Einrichten noch für eine Stunde auf der Terrasse mit einem herrlichen Blick auf Assuan und den Nil.

Am nächsten Morgen gab es ein typisch ägyptisches Frühstück, was super lecker war. Fladenbrot mit Fetakäse, Tomaten, Omelett, verschiedene Dips, Fetir mit schwarzem Honig, Falafel und als Dessert Bananen. Von den Foulbohnen haben wir sicherheitshalber alle die Finger von gelassen.


Nach der Stärkung wurde Markus von unserer Reiseführerin abgeholt und sie fuhren nach Qubbet el Hawa, um dort Gräber zu besichtigen. Die Treppe, um zu den Gräber zu gelangen, ist nicht von schlechten Eltern. Leute mit einer Beeinträchtigung sollten sich dreimal überlegen, ob sie sich das antun wollen.

Susanne und ich machten uns zu Fuß auf den Weg zur Ausgrabungsstätte Elephantine, wo Markus später nachkam. Wir fingen mit dem auf der Insel befindlichen kleinen Ausgrabungsmuseum an, welches vor wenigen Jahren neu erbaut worden ist, nachdem das alte nicht mehr dem heutigen Standard entsprach. Die wenigen Exponate, die dort ausgestellt sind, sind gut in Szene gesetzt.

Elephantine ist das antike Abu (Elefant), daher hat die Insel ihren Namen erhalten. Die Insel war schon seit der Neqadazeit und bis ins 1. Jahrtausend durchgehend besiedelt. Aufgrund der langen Besiedelung ist die Insel eine einmalige Gelegenheit für Archäologen, sich die verschiedenen Schichten anzusehen, wie ein Leben über 4 Jahrtausende dort ausgesehen hat. Das Deutsche Archäologische Institut hat auf Elephantine einen Rundgang für Touristen erschaffen, der im Garten des Museums startet.

Man startet in der Regel mit der Besichtigung des Satet Tempel (1) aus der ptolemäischen Zeit. Um ein Bild von dem Tempel zu erhalten, wurden Originalsteinblöcke mit Nachbildungen zusammengefügt. Auf den Nachbildungen hat man versucht, die vorhandenen Reliefs malerisch fortzuführen.

Hinter dem ersten Tempel liegt ein weiterer Satet-Tempel. Diesen Tempel ließ Hatschepsut errichten. An einer Außenwand sieht man die Königsbarke (von Hatschepsut) und die Barke der Anuket. Zusätzlich sind kleine Schiffe mit Sängern zu sehen. Eine Prozession am Nilufer vervollständig die Szene. An einer anderen Außenwand kann man ein Fest sehen, welches für die kommende Nilflut veranstaltet wird. Mitarbeiter des Tempels, Sänger und Musikanten sind zu sehen und zwei Priester, die an einem Becken stehen. Eine Kolonnade ließ fast 1000 Jahre später ein Pharao aus der 26. Dynastie errichten. Dieser Tempel wurde auf eine Betonplatte gestellt, damit man den darunter liegenden – weiteren – Satet Tempel aus der 6. Dynastie besichtigen kann. Diesen Tempel kann man durch das Hinabsteigen weniger Stufen nach unten besichtigen. Leider ist das Sanktuar offiziell für Touristen nicht freigegeben. Ich meine, dass ich auch in der Vergangenheit noch nicht die Gelegenheit hatte, diesen Bereich von innen zu besichtigen.

Auf dem Gelände befinden sich noch weitere Satet Tempel, die unter Sesostris I und Mentuhotep II errichtet wurden.

Eine kleine Provinzpyramide aus der 3./4. Dynastie, die zur kleinen Stufenpyramide von gestern passt, konnten wir von weitem auch sehen. Leider habe ich vergessen, diese von weitem zu fotografieren, da ich dachte, wir kommen auf unserem Rundgang noch näher heran. Und? Wer hat die Provinzpyramide auf Susanne´s Foto gefunden? Kleiner Tipp, als Pyramide nicht mehr wirklich zu erkennen und sie befindet sich hinter der Lehmziegelmauer – am oberen Rand des Bildes.

Wir gingen dann die Treppen runter zum Heiligtum des Heqaib, der als Gouverneur unter Pepi II diente. Im Laufe von 6 Dynastien wurde der Bau immer wieder erneuert. Leider konnte man diesen Teil ebenfalls nicht besichtigen, da er durch ein Gitter verschlossen war. Lediglich ein paar Fotos durch das Gitter zu machen, war uns möglich. Eine Statue des Heqaib kann man noch ausmachen. In mehreren Jahrtausenden haben weitere Gouverneure weitere Schreine mit Statuen errichtet.

Auf dem Weg zum Aussichtspunkt, kamen wir noch an einem großen – umgekippten – Naos vorbei, der mehrere Tonnen (ich glaube, es waren 4 Tonnen) vorbei. Man kann dort auch noch ein paar Pfosten eines Chumtempels sehen, die unter Nektanebos errichtet wurde. Ebenso hat man einen schönen Blick über die ehemalige Stadt mit ihren Lehmziegeln.

Vom Aussichtspunkt hat man einen herrlichen Blick über die Katarakte und auf das Old Cataract Hotel, wo Agatha Christie ihren Roman „Tod auf dem Nil“ geschrieben hat. Dort kann man auf der Terrasse seine Tea-Time einnehmen. Ein Reiseveranstalter soll zwischenzeitlich € 68 dafür nehmen. Wohl bekommt´s.

Auf unserem Rückweg haben wir noch einen kurzen Stopp am Nilometer gemacht. Am Treppenabgang sind Skalen angebracht, um den Stand des Wassers abzulesen. Hiernach wurden u.a. die Steuer berechnet und das Ergebnis der Ablesung war auch die Grundlage für die Feldarbeiten. Die Treppe stammt aus der römischen Zeit.

Anschließend fuhren wir mit dem Boot auf die anderen Nilseite, um zum Nubischen Museum zu fahren. Das Nubische Museum ist für mich immer noch eines der schönsten Museen in Ägypten. Es sind zwar in den vergangenen Jahren mehrere gute Museen nachgezogen, aber ich komme immer wieder gerne dorthin.

Im Augenblick gibt es dort eine temporäre Ausstellung über Funde, die die spanische Mission in den vergangenen 10 Jahren in Qubbet el Hawa gefunden haben. U.a. wurden Mumien, Holz-Sarkophage und Grabbeigaben ausgestellt. Gelungen fand ich die Idee, dass man als Unterlage für die Ausstellungsstücke alte Holzkisten der Mission verwandte.


Hier kann ich den kleinen Museumsführer „Treasures of The Nubian Museum Aswan“ empfehlen. Dort sind ein paar der schönsten Artefakte abgebildet und beschrieben. Auch ein paar Fotos der temporären Ausstellung sind dort hinzugefügt worden. Im Mueumsshop konnte man „leider“ auch noch einige andere schöne Bücher kaufen 😉

Nach dem anstrengenden Vormittag haben wir uns eine kleine Stärkung im gestrigen Restaurant verdient und traten den Rückweg nach Luxor an. Dieses Mal konnten wir ungehindert die Wüstenstraße nutzen.

Text und Fotos: Andrea Vinkenflügel; Fotos vom Frühstück, der Provinzpyramiden in Nag´el Ghnemeiya und auf Elephantine und Qubbet el Hawa mit freundlicher Genehmigung von Susanne und Markus

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