Reisebericht Teil 2

Reisebericht Teil 2 – Nassersee

24.04.17

Nach einem ausgiebigen Frühstück sammelten wir unsere Habseligkeiten zusammen und machten uns auf zum Nassersee. Zunächst stand das Treffen mit dem Schiffseigner an. Er war untröstlich, dass wir die Reise nicht gemeinsam antreten konnten. Wir hatten im Vorfeld schon einige Male zusammen telefoniert und er wusste, dass wir das Besondere suchten und er konnte es bieten und zum anderen ging ihm natürlich auch das Geld durch die Lappen. Er hat uns dann sein Schiff gezeigt und der ganzen Gruppe tat es sehr leid, dass wir unsere Reise auf diesem Schiff nicht antreten konnten. Die Kabinen und die dazugehörigen Bäder wurden liebevoll mit kleinen Details eingerichtet, alles machte einen sehr sauberen und guten Eindruck. Auch die ganze Besatzung begrüßte uns. Aber der Maschinenschaden ließ sich nun mal nicht ändern und wir machten uns auf den Weg zu unserem 5-Sterne-Kreuzfahrtschiff.

Ganz stilecht nahmen uns Matrosen unser Gepäck ab und wir trotteten hinter ihnen her. Man geleitete uns in ein Salon, wo uns der Manager des Schiffs und ein Teil seines Gefolges formvollendet begrüßten und uns die wichtigsten Details erklärten. Bei dem gehobenen Ambiente kamen wir uns irgendwie etwas deplaziert vor. Schließlich hatten wir ein kleines intimes Schiff gebucht und keinen Luxusliner. Aber egal.

Wir bezogen unsere Kabinen und packten schnell aus, denn um 13 Uhr gab es bereits Mittagessen. Meine Bedenken, dass wir mit Hunderten von Leuten in den kleinen Tempeln unterwegs sein würden, verflüchteten sich, als ich die eingedeckten Tische im Speisesaal sah. Es war lediglich für eine Handvoll Leute gedeckt. Insgesamt waren wir 22 Leute inkl. Reiseleiter. Nahezu jeder Gast hatte seinen eigenen Kellner, so kam es uns zumindest vor. Wir bekamen mittags und abends jeweils ein 5-Gänge Menü präsentiert, zweimal gab es auch ein Buffet. Aber es war alles sehr lecker und ansprechend angerichtet.

Den Rest des Tages verbrachten wir auf dem eigenen Kabinenbalkon bzw. oben auf dem Sonnendeck. Für heute waren keine Ausflüge etc. geplant, also konnten wir uns von den vorangegangenen Strapazen etwas erholen.

25.04.2017

Am nächsten Morgen ging es dann früh mit dem schiffseigenen Rettungsboot nach Kalabscha, wo wir uns zunächst den Kalabscha Tempel ansahen. Die deutsche Reisegruppe bestand lediglich aus 6 Personen und Abdelkader war ein sehr guter Reiseführer. Sein Deutsch war exzellent und auch sein Fachwissen war sehr gut. 3 Teilnehmer der Gruppe wollten sich immer wieder davonstehlen, um Fotos zu machen, aber irgendwie wurden wir wieder eingefangen, um nichts von seinen Erklärungen zu verpassen. Der Kalabscha Tempel wurde wie so viele andere kleine Tempel aufgrund des Baus des Assuan Hochdamms versetzt. Der Wasserspiegel stieg um ca. 70 m. Ohne eine Versetzung der Tempel wären heute die Bauwerke in den Fluten des Nassersees verschwunden. Eine groß angelegte Rettungsaktion vieler Nationen war notwendig geworden.

Nachdem wir noch etwas alleine im Tempel herumstreifen durften, ging es weiter nach Beit el Wali. Einem kleinen Tempel des Pharao Ramses II. Hier freute ich mich insbesondere auf das Relief der Anukis. Ein paar Jahre zuvor hatte ich den Felsentempel bereits besichtigt, aber die Qualität meiner Fotos ließ zu wünschen übrig und so kribbelte es mir bereits in den Fingern, schnell dorthin zu kommen. Während Abdelkader draußen noch den Vorhof erklärte, stahl ich mich ins Tempelinnere und fotografierte in Ruhe die wunderschönen Farbreliefs.

In einer Tempelecke nisteten Schwalben und die Jungtiere schrieen laut nach ihrer Mutter und Futter, die sich jedoch wegen uns nicht hineintraute und immer wieder im Vorhof des Tempels ihre Runden zog.

Kurz vor Ende der Besichtigung sah ich auf eine der Bodenneonröhren eine Gottesanbeterin. In freier Wildbahn habe ich ein solches Tier bislang nie gesehen. So etwas habe ich bisher nur im Aquazoo in Düsseldorf zu Gesicht bekommen.

Wir wurden gebeten, langsam wieder zum Boot zurückzugehen. Wie, wo, was, warum? Es gibt doch noch viel mehr auf der Insel zu besichtigen. Knapp 10 Minuten gab man uns noch Zeit, also nahmen wir unsere Beine in die Hand und flitzten los. Zunächst wurde das Mammisi von Kalabscha in Augenschein genommen, dann das open air Museum im Stechschritt fotografiert, bevor wir zum Kiosk von Kertassi rannten. Gut, dass die Sehenswürdigkeiten dort nicht allzu groß sind, so dass wir uns mit wenigen Aufnahmen zufrieden geben konnten. Mittlerweile war nur noch meine Gruppe auf der Insel. Die anderen Gäste hatte man bereits zum Kreuzfahrtschiff zurückgefahren und das Boot kam zurück, um uns abzuholen. Aber nicht mit uns, uns fehlte doch noch Gerf Hussein, also haben wir noch einmal Gas gegeben und rannten weiter, um noch ein paar Fotos aufzunehmen und dann ging es mit wehenden Fahnen zurück zum Boot, wo wir erst einmal verschnaufen mussten. Unser Leitspruch lautet immerhin: Wir sind hier nicht in Urlaub, erholen kann man sich später zu Hause. Als unser Rettungsboot am Schiff ankam, begrüßte man uns mit einem Glas Tee und einem kühlen Tuch zur Erfischung. Es tat richtig gut, sich das kühle Tuch auf´s Gesicht zu legen  und sich die Hände damit abzuwischen.

Kaum waren wir an Bord, legte das Schiff auch schon ab und nahm Kurs auf Wadi el Sebua.

Wir genossen das Nichtstun an Deck, saßen auf unseren Balkonen und lasen oder ließen unsere Seelen baumeln und betrachteten die vorbeiziehende Wüstenlandschaft, die mit ihrem ockerfarbenen Sand ein schönes Bild abgab.

Pünktlich zu den Tischzeiten fanden sich alle Teilnehmer wieder ein, ansonsten verliefen sich „die Massen“ an Bord.

Am  Abend fand ein Candle-light-dinner statt. Das Restaurant wurde abgedunkelt und auf jedem Tisch stand lediglich eine Kerze. Wir haben das ganze Dinner wirklich nur bei Kerzenschein genossen. Ein kleines Highlight bekamen wir direkt mit der Vorspeise serviert. Leider ist es auf dem Foto nicht so gut zu erkennen. Es gab Tomate-Mozarella; als Dekoration diente ein Zwiebelring als Windlicht auf einer Zuccini-Scheibe für die darin befindliche Minikerze.

Abends nach dem Abendessen sollte ein nubischer Abend stattfinden. Der Manager drohte uns bereits an, dass Wegrennen zwecklos wäre, man würde uns überall finden. Och menno, wir hatten doch keine Lust auf Folklore und Ringelpietz mit Anpacken. Unsere Gruppe flüchtete trotz der Drohung auf´s Sonnendeck, wo der zuständige Oberkellner uns freundlich drauf hinwies, dass in wenigen Minuten der nubische Abend beginnen würde. Wir grinsten freundlich zurück und nickten und nahmen an einem der Tische Platz, als der Oberkellner den Hörer in die Hand nahm. Wollte er uns an den Manager verpetzen? Wir rechneten schon damit, dass die Akteure des nubischen Abends uns mit Pauken und Kanonen vom Sonnendeck schleifen würden. Die Tür zum Sonnendeck hielten wir erst einmal im Auge. Ich kann Sie alle beruhigen, uns ist nichts passiert; man hat uns weder zur Veranstaltung geschleppt, noch wurden wir den Krokodilen zum Fraß vorgeworfen. Wir genossen lediglich das laue Lüftchen an Deck und gingen irgendwann unbehelligt in unsere Kabinen zurück.

26.04.2017

Und wieder startete ein Tag sehr früh, heute wartet immerhin eine ganze Tempelbatterie auf uns. Nach einem kräftigendem Frühstück fanden wir uns alle wieder in dem Rettungsboot ein, um auf die Insel rüberzusetzen, wo wir die Tempelanlagen von Wadi el Sebua, Dakka und Maharakka vorfinden würden.

Da unser Rettungsboot nicht nah genug ans Ufer gelangte, mussten unsere Matrosen zwei Laufstege aneinander legen, damit wir trockenen Fußes an Land kamen. Als Gelände diente ein Mast, den zwei der Matrosen hielten. Dies war schon eine gute Idee. Wer schon diese schmalen Hühnerleitern vom Boot zum Land gegen musste, kennt die wackelige Angelegenheit und so gibt einem das Geländer eine kleine Sicherheit. Naja, wir haben uns zumindest eingebildet, dass wir dadurch etwas mehr Sicherheit haben würden.

Das war gerade das Stichwort, zu dem mir noch etwas einfällt. Auf der Insel, wo die Tempel hinverlegt wurden, gibt es keine Touristenpolizei. Aus diesem Grunde wurde die schiffseigene Wachmannschaft – bis zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht einmal, dass wir bewaffnete Männer an Bord hatten – mit uns mitgeschickt. So kam ich mal in den Genuss, direkt neben einer Uzi-Maschinenpistole zu sitzen.

Als erstes ging es im Gänsemarsch zum Tempel von Wadi el Sebua (Übersetzung Tal der Löwen). Wir wurden von einer Sphingenallee begrüßt. Diese ist selbstverständlich nicht so lang, wie die Sphingenallee, die vom Luxor Tempel zum Karnak Tempel führt, aber sie war schön anzusehen. Insgesamt 12 Sphingen stehen dort Spalier; 8 Sphingen tragen den Kopf Ramses II und 4 Sphingen, die etwas kleiner gestaltet sind, tragen Falkenköpfe.

Eine farbige Sandsteintreppe führt  zum Pylon. Diesen farbigen Sandstein habe ich schon beim Tempel von Nadura in Dakhla bewundert. Normalerweise ist der Sandstein, den man für die Sehenswürdigkeiten verbaut hat, beige, aber dort sind auch die Farben Ocker und verschiedene Rottöne vorhanden. Auf einem der beigefügten Fotos kann man dies sehr gut sehen. Wenn man sich die Tempel z. B. in Theben West ansieht und die Tempel, die in Nubien errichtet wurden, fällt einem auf, dass die Figuren dort stämmiger aussehen; dies hängt damit zusammen, dass der Sandstein in Nubien nicht von so guter Qualität war, wie der verwandte Sandstein in Theben West. Aus diesem Grunde haben die Baumeister u.a. die Beine der Statuen dicker und kürzer herstellen lassen, wodurch sie gedrungen aussehen.

Als wir mit der Besichtigung des Wadi el Sebua Tempels fertig waren, unsere Gruppe bildete mal wieder das Schlusslicht, ging es über einen Fußweg zum Tempel von Dakka. Am Ende des Fußweges mussten wir noch eine kleine Anhöhe hinaufkraxeln und ich war froh, dass unsere Wachmannschaft noch in der Nähe war. Ich hatte an einer Stelle Schwierigkeiten, weiterzukommen und war über die helfende Hand des Polizisten froh.

Als wir oben ankamen, mussten wir einmal um den Tempel  herumlaufen, damit wir, wie es sich gehört, den Tempel vom Pylon aus betraten. Am Pylon konnten wir feststellen, dass man die Arbeiten am Tempel nicht abgeschlossen hatte. Die Sandsteinquader waren noch nicht geglättet und mit Reliefs versehen worden.

Eine kleine Besonderheit weist dieser Tempel auf. Er wurde nicht von Ramses II errichtet, sondern für Kaiser Augustus, der seinen Namen im Lauf der Zeit von Oktavius in Augustus änderte. Offensichtlich hatten die Errichter ein Problem mit den verschiedenen Namen und schrieben in die Namenskartusche lediglich die Hieroglyphen für „Pharao“ und ließen den/die Namen gänzlich weg. Ein Foto von der Kartusche können Sie am Ende des Textes sehen. Im Inneren des Tempels begegnet uns auch die Göttin Anukis wieder. Seit ich sie im Grab des Nacht-Amun in Deir el Medine gesehen habe, fällt sie mir immer wieder ins Blickfeld.

Auch dieses Tempelchen wurde zu Ende besichtigt und es ging zu Fuß zum Tempel von Maharakka. Dieser Tempel machte ebenfalls einen unfertigen Eindruck. Entweder war ich blind oder es gab in der Tat kein einziges Relief im Tempel. Die Säulenkapitäle wurden auch nur grob herausgearbeitet, der Feinschliff fehlte gänzlich. In einer Tempelecke gab es eine enge Wendeltreppe zum nicht wirklich vorhandenen Tempeldach, so dass die Treppe durch ein Tor verschlossen war. Schade, ich hätte gerne ein Foto vom Dach aus gemacht.

Auf dem Rückweg zum Boot mussten wir durch eine kleine Gespensterlandschaft. Alle Bäume und Büsche waren total zugehängt. Was mag das wohl sein und wir traten ein wenig näher heran und sahen, dass die Bäume über und über mit Spinnennetzen zugesponnen waren. Dies war genau das Richtige für mich, wo ich mit Spinnen nicht wirklich auf Du und Du stehe. Die Spinnennetze hätte ich vielleicht noch verkraftet, aber als die großen Kokons sah, konnte ich gaaaaaanz schnell den Rückzug Richtung Rettungsboot antreten. Ich wollte mir gar nicht ausmalen, wie viele Spinnen dort hausten und über deren Größe wollte ich mir auch keine Gedanken machen. Hauptsache schnell weg. Unterwegs mussten wir noch an einem toten Greifvogel vorbei und an einem Fisch, der offensichtlich die falsche Abzweigung genommen hat und an Land gestrandet war.

Im jadegrünen Wasser ging es dann zurück zu unserem Schiff, wo man uns wieder mit einem kühlenden Tuch und einem Glas Tee begrüßte.

Vor dem Mittagessen lud uns der Manager noch zu einer Schiffsbesichtigung ein. Wir durften uns zunächst die penibel aufgeräumte Küche ansehen, anschließend durften wir uns in 2 Suiten umtun und danach ging es auf die Brücke, wo lediglich der alte Kapitän am nicht vorhandenen Steuer saß. Wer die Brücke vom Traumschiff vor Augen hat, der wird hier eines besseren belehrt. Nur wenige Knöpfe waren in Reichweite des zufrieden grinsenden Kapitäns zu sehen. Das große Steuerrad, welches ich vor meinem inneren Auge hatte, war lediglich ein kleiner Hebel. Wenn ich es richtig im Kopf habe, gibt es in Ägypten nur 3 Kaptiänsfamilien, die die Kaptiäne für den Nassersee „stellen“. Der Kaptiänsjob wird vom Vater auf den Sohn vererbt. Sie kennen den Nassersee in- und auswendig und wissen, wo die Sandbänke zu finden sind.

Anschließend haben sich die Herren der Schöpfung noch den Maschinenraum angesehen.Die Mädels traten den Rückzug in die Kabinen an.

Nun blieb noch etwas Zeit, um sich frisch zu machen, das Mittagessen wartete schon auf uns. Das Schiff lag während dessen bereits wieder ab und nahm Kurs auf Amada, wo wir am Nachmittag die Tempel von Amada, El Derr und das Grab des Pennut besichtigen sollten.

Nach einem leckeren Mittagessen, zwischenzeitlich war unser Schiff in Amada angekommen, ging es wieder zum Rettungsboot und wir fuhren rüber zur kleinen Insel. Wir wurden dort herzlich von gefühlten einer Millionen Libellen empfangen, die knapp über den Boden schwebten. Sie sahen wie kleine Doppeldecker aus und hatten an den Enden der Flügel jeweils einen großen schwarzen Punkt. Und es war wirklich nicht übertrieben, der ganze Boden war übersät von Libellen, die durch unser Auftauchen aufgescheucht wurden. Als wir das Libellenmeer hinter uns gelassen hatten, mussten wir noch über eine Sanddüne zum Tempel stapfen und Abdelkader wies mich darauf hin, dass die Spur, die quer vor mir auf dem Boden verlief, von einer Sandviper stamme. Na super, dies war wirklich mein Tag. Er hat wohl am Vormittag mitbekommen, dass ich meiner Mutter erklärte, dass sich die Sandvipern gerne in Sandverwehungen aufhalten und wir dort etwas aufpassen müssten, da der Schwager eines Freundes von eben einer solchen Sandviper gebissen wurde und seitdem starke gesundheitliche Probleme hat. Ich wollte ungern Bekanntschaft mit den Vipern machen und nun kreuzte dieses nette Tier auch noch unseren Weg. Okay, es war nicht das Tier, sondern ein Glück nur dessen Spur, aber zumindest wussten wir jetzt, dass die Sandvipern dort auch zu Hause sind und trampelten ganz laut die Düne hinauf, damit sie sich verdünnisierten. Ich verscheuchte die Gedanken an Sandvipern aus meinem Kopf, immerhin waren wir hier, um neue Tempel zu besichtigen.

Der kleine Tempel von Amada wurde unter Thutmosis III errichtet und von Amenophis II und Thutmosis IV weiter ausgebaut. Im Inneren können Sie sehr schöne Farbreliefs sehen. Ein Relief ließ mich ein wenig stutzen, dort kann man Thutmosis III in inniger Umarmung mit einer Göttin sehen. So etwas habe ich in einem Tempel auch noch nicht zu Gesicht bekommen. Als die Versetzung des Tempels von Amada anstand, hat man sich überlegt, dass man diesen Tempel nicht in einzelne Steinblöcke zerlegt, wie die anderen Tempel, denn dies hätte zur Folge gehabt, dass die schönen Gipsreliefs zerstört worden wären. Also hat man diesen kleinen Tempel komplett in einem Stück versetzt.

Nach einem kurzen Fußweg erreichten wir den Felsentempel von El Derr. Der Felsentempel wurde, wie der ptolemäische Hemispeos in El Kab, zum Teil aus dem Felsen herausgeschlagen und ein Tempelteil wurde vor dem Felsen errichtet. Wer sollte es auch anders gewesen sein, als Ramses II, der sich hier wieder verewigte. Die Farbrelief im Inneren des Tempels sind einmalig. Die Farben der Reliefs kommen hier noch sehr gut zur Geltung und auch die detailgetreuen Motive im Tempel sind wunderschön. Auf diesen Tempel können Sie sich wirklich freuen. Hier wäre ich gerne noch ein wenig länger geblieben, aber das Grab des Pennut wartete noch auf uns und wir waren schon wieder das Schlusslicht der Gruppe.

Da sieht man den Unterschied zwischen dem 08/15-Touristen und einem Ägyptenfan, wir benötigen einfach mehr Zeit, um einen Tempel auf uns wirken zu lassen und um  uns die Reliefs genauer anzusehen. Wir sind nicht in 10 Minuten mit einem Tempel fertig nach dem Motto, es sind ja sowieso immer dieselben Szenen zu sehen. Wir entdecken immer kleine Details, die wir zuvor vielleicht noch nicht gesehen haben, obwohl wir schon die meisten Tempel gesehen haben. Normalerweise laufen wir auch um jeden Tempel herum, aber leider ließ dies unser Zeitlimit nicht zu, dies war einer der Nachteile, warum wir eigentlich das kleinere Schiff haben wollten, denn dann hätten wir länger an den jeweiligen Tempeln verweilen können.

Mittlerweile sind wir auch am Grab des hohen Beamten Pennut angekommen und es war gut, dass wir das Schlusslicht bildeten, so hatten unsere Mitreisenden Zeit, das Grab zu besichtigen und waren bereits auf dem Weg zum Boot und wir hatten das Grab für uns. Da es sehr klein war, hätten wir sowieso nicht alle hineingepasst. Schon mit uns 6 Personen + Reiseleiter war das Grab überfüllt. Im Grab gibt es ein paar farbige Reliefs, die den Grabherrn und seine Frau u.a. bei Opferungen vor den Göttern zeigen. Auch gibt es eine aus dem Felsen gehauene Statue des Grabherrn. Wenn man sich das Foto mit der Statue ansieht, kann man wieder gut den farbigen Sandstein erkennen. Das Grab des Pennut war im Übrigen das einzige Grab, welches man nach dem Bau den Hochdamms vor dem Wasser gerettet hat.

Auch auf den Inseln von Wadi el Sebua oder Amada darf ein Verkaufsstand nicht fehlen. Sobald sie wissen, dass ein Schiff in Anmarsch ist, wird schnell ein provisorischer Verkaufsstand aufgestellt und die typischen Mitbringsel angeboten.  Vielleicht gerade weil ich keine Touristin mehr bin, möchte ich Sie für dieses Thema etwas sensibilisieren, da ich weiß, dass die armen Leute hier um ihr Überleben kämpfen müssen. Leider laufen die meisten Touristen an den Ständen vorbei, anstatt eine Kleinigkeit zu kaufen. Insbesondere in den abgeschiedenen Gegenden, wo sich selten ein Tourist verirrt, wäre es schön, wenn der eine oder andere einem Händler eine Holzkette, ein geschnitztes Ankh oder ähnliches abkaufen würde (in den typischen Touristengebieten haben sie sicherlich immer noch ihr Auskommen, aber nicht in diesen Ecken von Ägypten). Auf beiden Inseln waren die Verkäufer auch nicht aufdringlich, sie standen ruhig neben ihren Waren. Dem Tourist tun umgerechnet € 1,00 – € 2,00 nicht weh, aber der Mann kann damit wieder Lebensmittel für seine Familie kaufen, deren Preise in den letzten Monaten schier explodiert sind, was ich ja am eigenen Leibe täglich beim Einkaufen erfahren muss. Ich für meinen Teil konnte auf jeden Fall mal wieder nicht am Stand vorbei gehen, ohne etwas zu kaufen. Schnell hatte ich ein schönes geschnitztes Holz-Ankh gefunden. Eigentlich war ich schon auf dem Weg zurück zum Boot und der Händler packte seine Sachen wieder ein, als ich noch einmal zurückging und eine nubische Holzkette und ein für Ägypten typisches kleines Sandgefäß mit einem dezenten Pyramidenmotiv kaufte. Der Einkauf hat mich insgesamt € 7,00 gekostet, aber ich habe 3 wunderschöne Dinge, die mich an Amada erinnern, wenn ich sie in meiner neuen Wohnung sehe.

Kurz vor dem Abendessen wurden wir vom Manager noch in die Cocktailbar eingeladen, wo er uns einen Teil der Besatzung vorstellen wollte und uns einiges über das Schiff erzählte. Wer ein gutes Gedächtnis hat, konnte vielleicht die vielen Daten behalten, ich konnte es nicht. Irgendwann schwirrte einem der Kopf.

Nach dem Abendessen waren wir wieder auf der Flucht. Dem nubischen Abend sind wir ja schon erfolgreich aus dem Wege gegangen und heute mussten wir vor dem Galabeya-Abend flüchten. Die spanischen Gäste hatten sich bereits zum Abendessen in die passende Tracht geschmissen und auch die Köche und Kellner hatten ihre Galabeyas an. Ich habe mich rausgeredet, denn Frauen tragen ja keine Galabeyas, sondern Abeyas und von daher musste ich doch am Abend nicht teilnehmen, oder? Wir hatten ja bereits Übung darin und haben uns wieder auf das Sonnendeck verkrümelt. Wieder bekamen wir die freundliche Ansage des Oberkellners, dass um 21 Uhr der Galabeya-Abend beginnen würde und wir haben ihn wiederum freundlich angegrinst und bleiben stur sitzen. So ging ein weiterer Abend zu Ende.

28.04.17

Noch vor dem Frühstück haben wir uns oben auf dem Sonnendeck eingefunden, da wir Qasr Ibrim erreicht hatten. Der Kapitän fuhr extra langsam an der Insel vorbei, da es nicht gestattet ist, die Insel zu betreten, so hatten wir ausreichend Zeit, ein paar Aufnahmen von der Ruine zu fertigen.

Während wir das Frühstück einnahmen, fuhr das Schiff weiter Richtung Abu Simbel, wo wir gegen 11 Uhr eintreffen sollten. Alle Gäste standen pünktlich oben auf dem Sonnendeck mit griffbereiten Kameras, da wir das Einlaufen in Abu Simbel nicht verpassen wollten. Als die beiden Tempel in Sicht kamen, ließ der Kapitän über Lautsprecher laut „Conquest to paradise“ von Vangelis spielen. Ich war sicherlich nicht der einzige Gast, der spontan mit einer Gänsehaut reagierte. Es war ein unbeschreibliches Gefühl zu dem Lied langsam an den beiden Tempeln vorbeizufahren. Es wurde fotografiert und gefilmt, was die Kameras hergaben. Wenn die Datei nicht zu groß ist, werde ich versuchen, hier eine Videosequenz hochzuladen, damit Sie ein Gefühl für das Geschehen an Bord bekommen. (Die Technik will nicht so, wie ich will … leider kann ich hier nur 4 MB hochladen und das Video hat über 300 MB, da muss ich erst einmal herausfinden, wie ich dieses verkleinern kann, um es hier hochzuladen bzw. vielleicht finde ich ein Hintertürchen.) Das Hintertürchen habe ich Dank Youtube gefunden.

Am frühen Nachmittag machten wir uns fertig, um nach einem kurzen Fußmarsch von ca. 25 Minuten, die beiden Tempel von Ramses II und seiner Frau Nefertari zu besichtigen. Zunächst mussten wir wieder durch den 3. Weltkrieg der Händler laufen. Als wir die Sicherheitsschleusen durchlaufen hatten, wurde es endlich ruhiger und wir konnten uns ganz auf die Tempel konzentrieren.

Aufgrund dessen, dass eine Erklärung in den Tempeln durch die Reiseleiter nicht erlaubt ist, hat uns Abdelkader draußen alles erklärt und wir durften dann in Ruhe die Tempel besichtigen. Es ist schon faszinierend, was die Ägypter früher zustande gebracht haben. Sie haben aus dem Felsen diesen Tempel herausgeschlagen, die 4 Statuen von Ramses II vor dem Tempel sind einfach nur monumental.

Ihre Kenntnisse hinsichtlich Astrologie usw. waren hervorragend. Das bekannte Sonnenwunder von Abu Simbel fand zweimal im Jahr statt. Am 21.02. und am 21.10. fiel das Licht in den Tempel auf 3 der 4 Statuen im Inneren des Tempels. Warum nur auf 3 der Statuen? Dies ist einfach erklärt. Diese 3 Statuen, und zwar namentlich Amun-Re, Re-Harachte und der vergöttlichte Ramses II, haben in ihren Namen einen Bezug zur Sonne, während Ptah als 4. Statue keinen Bezug zur Sonne Ra/Re hat, daher bleibt seine Statue im Dunkeln.

Durch die Versetzung des Tempels findet das Sonnenwunder nunmehr erst am 22.02. und 22.10. statt.

Abu Simbel war der Grund, warum ich zum Ägyptenfan wurde. Ich las vor vielen Jahren ein Buch über die Versetzung des Tempels und seitdem bin ich im Ägyptenfieber und als wir 1999 zur ersten Ägyptenreise aufbrachen war für mich der Besuch des Tempels ein must have und ich stand staunend vor dem Tempel und konnte es nicht fassen, dass man diesen gigantischen Tempel „mal so eben“ versetzt hatte.

Abu Simbel – Tempel der Nefertari – Relief Seth

Mittlerweile ist das Fotografieren in den Tempeln in Abu Simbel verboten; dieses Mal musste ich mich aber mal über das Verbot hinwegsetzen. Ich hatte doch immer noch den Fotoauftrag einer Freundin im Kopf, die eine Abbildung Seths suchte und im kleinen Tempel von Abu Simbel, wurde ich fündig. Leider saß der Tempelwärter in unmittelbarer Nähe zum Relief. Bestimmt 10 Minuten rang ich mit mir, ob ich es riskieren sollte, das Foto zu schießen. Normalerweise halte ich mich strikt an die Verbote, aber andererseits juckte es mir natürlich in den Fingern und meine Kamera war in der Hosentasche griffbereit.

Okay, ich gebe es zu, ich habe die Kamera gezückt, aber ich hatte keine Ruhe, ein vernünftiges Foto zu schießen, Carina, bitte entschuldige, wenn die Qualität nicht so doll ist, aber die Lichtverhältnisse waren nicht die besten und ich konnte nicht das Optimum aus meiner Kamera herauszuholen, aber ich habe den Seth für Dich fotografiert.

Da wir uns alle entschlossen hatten, abends noch die Sound & Light Show in Abu Simbel zu besuchen und sich der 25-minütige Rückweg zum Schiff sich nicht wirklich lohnte, blieben wir einfach auf dem Gelände. Meine Mutter und ich haben dann beschlossen, dass wir für unsere Gruppe die Eintrittskarten für die Sound & Light Show kaufen und verließen das Tempelareal und gingen nach draußen, wo wir natürlich von den fliegenden Händlern in Empfang genommen wurden. Sinnvollerweise war das Tickethäuschen für die Eintrittskarten mitten im Basar, na super.

Wir haben versucht, uns zu wehren, aber die Schalverkäufer haben die Schlacht gewonnen. Meine Mutter fand einen Schal sehr schön, allerdings wollte der Schalverkäufer einen Phantasiepreis haben, den wir nicht zahlen wollten. Da ich ja schon etwas länger in Ägypten lebe, kenne ich mittlerweile die Preise. Also ging der Verhandlungsmarathon los, wir hatten ja Zeit. Meine Mutter wollte schon  die Flucht ergreifen, da der Verkäufer ziemlich aufdringlich wurde und so wies ich ihn in die Schranken und verpasste ihm einen Schnellkurs im Umgang mit europäischen Kunden. Zunächst sollte er zu uns Abstand halten und nicht auf uns einreden, wie auf ein krankes Pferd, denn dadurch verscheucht er nur die Kunden, die vielleicht was kaufen wollten. Er hielt dann auch etwas Abstand, fing aber wieder an zu quasseln; ein Blick genügte und er stellte das Gequassel ein und ich besprach mich mit meiner Mutter und sie kam zu dem Ergebnis, dass ihr der Schal gefallen würde und wir machten unser Limit fest, welches ich dem Verkäufer weitergab. Nach einem weiteren Hin und Her, gab er sich geschlagen und gab uns den Schal für den gewünschten Preis und weil wir noch Zeit hatten, guckte ich mir auch den einen oder anderen Schal an und einer hätte mir gefallen, aber die Farben sagten mir nicht zu und bevor ich auch nur mit der Wimper zucken konnte, kam ein weiterer Verkäufer mit einer anderen Farbauswahl zurück und da fand ich mein Objekt der Begierde. Die Farben und die Muster stimmten und wir wurden uns für den Pashima-Schal auch schnell handelseinig. Ich habe zwar immer noch mehr für den Schal bezahlt, als in Luxor, aber mir war der Schal es wert. So waren wir beide mit dem Kauf zufrieden und wir konnten endlich zurück zu den Tempeln gehen, wo die anderen auf ihre Eintrittskarten warteten.

Aus den Augenwinkeln konnte ich sehen, dass eine ganze Gruppe Japaner sich zur Show aufmachte und da wir vor ihnen an den Sitzplätzen ankommen wollten, nahmen meine Mutter und ich nicht den regulären Weg, sondern wir gingen einfach die Abkürzung über den Berg und machten so ein paar Meter gut und kamen in der Tat vor der Gruppe an und konnten uns so die besten Plätze aussuchen. Unser Reiseführer besorgte uns Kopfhörer, so dass wir der Show in Deutsch folgen konnten.

Ich habe in Ägypten schon die eine oder andere Sound & Light Show gesehen, aber die in Abu Simbel hat mir mit Abstand am besten gefallen. Sie war zwar kurz, aber sehr gut gemacht. Leider war meine Kamera für die Lichtverhältnisse nicht wirklich gut ausgestattet, aber wenn die Tempel komplett angestrahlt wurden, schaffte es auch meine Kamera, ein halbwegs vernünftiges Foto zu schießen. Die Ausbeute können Sie gleich unten sehen.

Nach der Show tapsten wir im Dunkeln wieder zurück zu unserem Schiff, wo man bereits mit dem  Essen auf uns wartete und wir konnten langsam einen ereignisreichen Tag ausklingen lassen.

Wer schon einmal eine Nilkreuzfahrt gemacht hat, der kennt sie bestimmt auch … die netten Handtuchfiguren. Das Personal lauert einem schon auf, um die Reaktionen an den Kreationen zu sehen. Einmal wäre es fast geschehen und ich hätte mir zunächst vor Schreck und dann vor lauter Lachen in die Hose gemacht. Da hing in unserer Kabine doch glatt ein Affe von der Klimaanlage herab und grinste uns frech an. Hier ein paar der Kreationen vom Luxusliner.

…. Fortsetzung folgt …

Text und Fotos/Video Andrea Vinkenflügel

 

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